Attentat von Marokko
Imam warnt vor Seelenfängern im Gefängnis

Einer der Schweizer Verdächtigen im Fall des IS-Attentats in Marokko wurde im Gefängnis zum Islam bekehrt. Ein Imam warnt vor der Radikalisierung von Mitläufern im Gefängnis.
Publiziert: 14.01.2019 um 14:40 Uhr
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Aktualisiert: 14.01.2019 um 14:51 Uhr
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Marokkanische Sicherheitskräfte führen den zweiten Konvertiten ab.
Foto: Zvg
Cyrill Pinto
Cyrill PintoReporter SonntagsBlick

Der zum Islam übergetretene Schweizer Kevin Z.* (25) unterstützte die Islamisten, die ein Attentat auf zwei Touristinnen in der Nähe von Marrakesch verübten, glauben die marokkanischen Sicherheitsbehörden: «Er ist von der islamistischen Ideologie durchdrungen», sagten sie nach Z.s Verhaftung. Am Freitag nahmen sie in Marrakesch einen weiteren Konvertiten aus Genf fest, der mit der Ermordung der Skandinavierinnen im Dezember zu tun haben soll.

Bei Z. deutet vieles darauf hin, dass er im Gefängnis radikalisiert worden ist, erklärte dessen Mutter diese Woche gegenüber der spanischen Zeitung «El Mundo». Sie nahm ihren Sohn dabei zwar in Schutz, bestätigte aber, dass er während der Verbüssung einer ­Jugendstrafe zum Islam konvertierte.

Mehrere Monate wegen Körperverletzung

2011 sass Kevin Z. mehrere Monate wegen Körperverletzung und Diebstahl ein. Nach seiner Freilassung besuchte er regelmässig eine Moschee.
Ramazan Demir (32) kennt Jugendliche, die in Haftanstalten bekehrt und radikalisiert werden, nur allzu gut. Sieben Jahre lang arbeitete er als islamischer Gefängnisseelsorger in Wien. Über seine Erfahrungen veröffentlichte er 2017 ein Buch mit dem Titel «Unter Ex­tremisten». Darin schildert Demir, wie Jugendliche unter den Einfluss von islamistischen Ideologen ge­raten, deren Inter­pretation des Koran übernehmen und zu Islamisten geformt werden.

«80 Prozent der Jugendlichen, die so radikalisiert werden, sind Mitläufer», sagt Demir. Darum sei es wichtig, dass die Anführer unter den Ex­tremisten im Gefängnis von den übrigen Häftlingen getrennt werden. «Wer wegen eines einschlägigen Delikts einsitzt, darf nicht in Kontakt mit Jugendlichen kommen», so Demir. «Jugendliche im Gefängnis suchen Halt und Orientierung – radikale Islamisten, wie die Anhänger des IS, nutzen das zu ihren Zwecken.»

Das effektivste Mittel, dem entgegenzuwirken, sei der Einsatz von islamischen Seelsorgern in den Gefängnissen: «Sie geben Halt und klären über den Islam auf», so Demir. So verhinderten sie, dass Gefangene auf Ideologen hereinfallen, etwa die der Terrormiliz Islamischer Staat.

* Name der Redaktion bekannt

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