Atomenergie
Greenpeace fordert mehr Transparenz zu AKW Beznau

Greenpeace Schweiz kritisiert die intransparente Informationspolitik der AKW-Beznau-Betreiberin Axpo. Sie fordert deshalb, zusammen mit 40 weiteren Organisationen, dass der Energiekonzern bezüglich Zustand des AKW Beznau mit offenen Karten spielt.
Publiziert: 12.05.2016 um 16:53 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 19:20 Uhr

Die Öffentlichkeit wolle wissen, wie es um «dieses doch sehr alte AKW» im aargauischen Döttingen stehe, sagte Christian Engeli, Kampagnenleiter bei Greenpeace Schweiz, am Donnerstag vor den Medien in Zürich. Greenpeace fordert deshalb, dass sich der Energiekonzern Axpo einem öffentlichen Hearing mit Beteiligung unabhängiger Fachspezialisten stellt.

Dies müsste doch auch im Interesse der Axpo sein, um das Vertrauen wieder herzustellen, sagte Engeli weiter. Die Umweltorganisation erwartet eine Zusage der Apxo bis am 13. Juni 2016. Unterstützt wird der Greenpeace-Aufruf von 40 Organisationen und Regionalsektionen.

Weiter kritisiert Greenpeace, dass die Axpo nur häppchenweise informiert und mehr Fragen aufwirft, als sie beantwortet. Die Umweltorganisation fordert deshalb auch, dass die Axpo sämtliche Berichte über den Zustand der Reaktordruckbehälter von Beznau 1 und 2 veröffentlicht, darunter auch ein Bericht zum Reaktordruckbehälter aus dem Jahr 2012. Greenpeace hatte die 950 Seiten eingeschwärzt erhalten.

Seit März 2015 vom Netz

Der Block 1, mit 47 Betriebsjahren ältester kommerzielle Reaktor der Welt, war im März 2015 wegen einer Revision vom Netz genommen worden. Im Sommer 2015 wurden im oberen Kernring des Behälters rund 925 Materialfehler entdeckt.

Verfeinerte Ultraschallmessungen bestätigten die Befunde, wie die Axpo vor einer Woche bekannt gab. Die Axpo geht davon aus, dass die Materialfehler aus der Zeit der Herstellung von 1965 stammen.

Die Axpo-Verantwortlichen suchen nun für weitere Untersuchungen und Abklärungen so genannte Teststücke aus der Produktion des Druckbehälters oder aus anderen Anlagen. Diese Suche gestaltet sich aber schwieriger als geplant.

Die Axpo rechnet trotzdem damit, dass bis Ende November alle Berichte beim Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) vorhanden sind und die Aufsichtsbehörde gegen Ende Jahr die Wiederaufnahme des Betriebs bewilligen wird.

Sicherheitsnachweis kaum möglich

Für Greenpeace ist aber klar, dass der Sicherheitsnachweis kaum möglich sein wird. Gestützt wird sie durch eine am Donnerstag veröffentlichte Studie, die sie in Auftrag gegeben hatte. Die Studie kommt zum Schluss, dass bei den wesentlichen Schritten des so genannten Integritätsnachweises zu grosse Unsicherheiten herrschen.

Unter anderem nahm die Studie unter die Lupe, welche Methode die Axpo verwendet, um die Gefahr eines Sprödbruchs des Reaktors zu berechnen. Dies werde nicht nach der konservativsten Methode gemacht, bemängelt die Studie. Nach dem klassischen Verfahren wäre der Grenzwert schon fast erreicht, sagte Studienleiterin Simone Mohr bei der Präsentation der Studie.

Weiter befasst sich die Studie mit den Tests an den Metallproben. Offenbar gebe es keine geeigneten Proben mit den gleichen Eigenschaften und Materialfehlern wie das Metall des Druckbehälters. Die Verwendung anderer Materialproben sei aber mit hohen Unsicherheiten verbunden.

Ebenfalls Kritik übt die Studie an der Informationspolitik der Axpo. Im Vergleich zu einem ähnlichen Fall in Belgien gebe es wenig öffentliche Informationen zu den Befunden seitens Axpo und ENSI.

Axpo weist Vorwurf zurück

Axpo weist den Vorwurf der Intransparenz als «absolut haltlos» zurück. «Axpo hat jederzeit transparent und offen informiert», heisst es in einer Stellungnahme. So habe die Axpo vor einer Woche über den aktuellen Stand der Arbeiten informiert. Zudem hätten Axpo-Vertreter bereits zahlreiche Interviews gegeben und würden das weiter tun.

Ob sich die Axpo auf das geforderte Hearing einlässt, konnte eine Sprecherin auf Anfrage nicht sagen. Die Studie von Greenpeace werde nun geprüft.

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