Normalerweise gehören Skalpelle in den OP-Saal. Arztgehilfin Alicia C.* (43) sieht das anders. Sie griff im vergangenen Dezember auch privat zum Chirurgenmesser – und tötete fast ihren Freund damit. Gestern stand die Chilenin deshalb vor dem Bezirksgericht Zürich.
«Es war ein deftiger Streit», erinnert sich die Angeklagte an den Abend des 13. Dezember 2015. Alicia C. war damals bei ihrem Freund R. N.* (34) in Zürich-Seebach zu Besuch, die Situation eskalierte. Die Anklage ist sich sicher: Als der Mann die Arztgehilfin auffordert, die Wohnung zu verlassen und sie in Richtung Ausgang stösst, rastet sie aus.
Mit dem Skalpell sticht sie ihrem Geliebten mehrfach in den Oberkörper – und sagt: «Jetzt verblutest du, Wichser!» Sie verfehlt sein Herz nur um wenige Zentimeter. Lebensgefährlich verletzt, rettet das Opfer sich ins Schlafzimmer, holt einen Baseballschläger und verteidigt sich gegen seine Angreiferin.
Danach flüchtet der Mann auf die Strasse und ruft die Polizei. Die Angeklagte folgt ihm bis zu einem Imbissstand, bis sie verhaftet wird. «Ich weiss, dass ich einen Fehler gemacht habe. Ich hätte einfach gehen sollen», sagt die Mutter eines 13-jährigen Buben. Aber: Es sei Notwehr gewesen. «Er hat mich zuerst mit dem Baseballschläger angegriffen. Ich wollte nur, dass er aufhört.»
Das Gericht sieht das anders. Die Aussagen des Opfers seien glaubwürdig, Alicia C. muss wegen versuchter vorsätzlicher Tötung und zwei weiteren Delikten acht Jahre in den Knast.
*Namen der Redaktion bekannt