An einem heissen Augusttag 1989 durfte ich Arthur Grob (damals 55), den damaligen Leiter der Betäubungsmittelgruppe der Zürcher Stadtpolizei, begleiten. Sein Kriminalkommissariat V war für die offene Drogenszene auf dem Zürcher Platzspitz zuständig. Grob deutete auf eine ausgemergelte Gestalt, die im Rondell auf einem schmutzstarrenden Schlafsack lag. Mit starrem Blick stocherte der Fixer mit einem Küchenmesser in einem Geschwür am Fuss herum.
Ich kann mich noch gut an die Worte Grobs erinnern. «Auch wenn man es kaum glaubt, auch dieser Mann will leben.» Eine süchtige Frau richtete sich an den Polizisten. «Ich will nicht sterben.» Ob sie in eine Klinik gehen würde, hakte Grob nach. «Ja, aber alleine schaffe ich es nicht», sagte die Fixerin. Grob versprach, mit ihren Eltern zu reden.
34 Jahre später stehen Tury Grob (89) und ich (73) – er hatte mir später das Du angeboten – vor dem einstigen Mahnmal dieses schrecklichen Ortes, dem Platzspitz-Rondell. «Ich kann mich genau an diesen Platz erinnern. Es war unglaublich schmutzig. Ratten huschten zwischen den Fixern und ihren Abfallbergen herum. Ein Gestank nach Urin und Erbrochenem schwebte über alledem.»
Drogenentzug ist nachhaltiger als Suppe und Kuchen
Polizeihauptmann Grob, der sich über 25 Jahre mit dem Kampf gegen diese Auswüchse befasste, hatte sich stets gegen «falsches Erbarmen» ausgesprochen. «Statt die Süchtigen zu einem langfristigen Drogenentzug zu motivieren, notfalls mit Zwang, richtete man Fixerstübli ein, und Frauen brachten ihnen Suppe und Kuchen.»
Es habe sich gezeigt, dass diese Hilfeleistungen direkt in der Szene fehl am Platz waren. Kranke oder verletzte Süchtige hätten weder die 15 Meter entfernte mobile Arztpraxis aufgesucht noch sich beim Spritzenaustausch bedient. «Lieber benützten sie eine verdreckte Spritze», erklärt Grob.
Grobs Renault-Kastenwagen
Das Hauptaugenmerk der 50 Männer und Frauen, die Grob befehligte, galt der Bekämpfung der Dealer-Kriminalität. Unter anderem liess er einen kleinen Renault-R4-Kastenwagen zur Beobachtungsstation umbauen. Grobs Frau Elsbeth fertigte sogar herzige Vorhängli an.
«Den Wagen stellten wir an Plätze, wo wir Drogenhandel vermuteten. Im Bus konnten meine Fahnder Dealer bei der Übergabe der Ware beobachten und per Funk ihre patrouillierenden Kollegen informieren», erklärt Tury Grob, der die verdeckte Fahndung ins Leben gerufen hatte. «Und dann Zugriff.»
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