«Wir wollen kein Schellen-Ursli-Disneyland hier in Guarda», sagt Madeleine Papst von der Tourismus Engadin Scuol Samnaun Val Müstair AG (TESSVM). Denn der Bub sei eine «natürliche» Figur. «Aber dafür will der Europapark ein Schellen-Ursli-Haus bauen», verrät sie.
Die Architekten des deutschen Vergnügungsparks wollen demnächst ins Unterengadin reisen und das Dörfchen Guarda genauer inspizieren. «Sie wollen sehen, wie die Häuser gebaut sind und mehr über die Architektur der Region erfahren», so Papst.
Guarda ist das Dorf, wo Autorin Selina Chönz aufgewachsen ist. Die Geschichte von Schellen-Ursli spielt hier. Beim Elternhaus von Schellen-Ursli handelt es sich um das Nachbarhaus von Selina Chönz, die Chasa 51 in Guarda, gezeichnet vom Schweizer Künstler Alois Carigiet.
Der Film zum Buch kam letzten Oktober in die Schweizer Kinos und ist ein Mega-Erfolg. 420'000 Kinobesucher haben ihn bereits gesehen. Am 24. März läuft der Film auch in Deutschland an. Bis wann der Europapark das Schellen-Ursli-Haus fertig bauen möchte, ist noch unklar. Anzunehmen ist aber, dass der Vergnügungspark auf den aktuellen Hype aufspringen will.
Vom Filmerfolg überrascht
Nicht so in Guarda. «Wir haben zwar ein grosses Projekt mit vier Teilprojekten zu Schellen-Ursli, aber wir wollen auch an die vielen anderen Gästen denken, die unsere Region besuchen», so Papst. Denn Schellen-Ursli ziele vor allem auf Familien mit Kindern im Alter von 4 bis 10 Jahren.
So setzt die Tourismus-Destination zum Beispiel im geplanten «Chasa Guarda» eben nicht nur auf Schellen-Ursli, sondern bietet auch den Erwachsenen viel. Im «Chasa Guarda» werden ab 2018 die Kultur, Architektur, Traditionen und die Sprache der Region in den Vordergrund gerückt. Man wolle vor allem Werte vermitteln. «Aber selbstverständlich kommt Schellen-Ursli dort auch vor», so Papst.
Die Region ist auch ein wenig vom Film-Erfolg überrascht worden, denn erst 2014 wurde bekannt, dass der Streifen definitiv gedreht wird. «Seit diesem Zeitpunkt wird engagiert an der Inwertsetzung gearbeitet», so Papst. Nachhaltige Tourismus-Projekte bräuchten jedoch eine längerfristige Planung. Sicher ist aber, dass der rund 15-jährige Schellen-Ursli-Weg bald weiterentwickelt wird.
«Gäste kommen mit Erwartungshaltung»
Unterdessen haben auch viele Restaurants und Hotels eigene Schellen-Ursli-Attraktionen im Angebot. Ein Hotelier hat zum Beispiel kurzerhand ein Mini-Museum zu Ehren des Bergbubs eingerichtet.
Denn die Nachfrage ist da. «Die Gäste kommen mit einer gewissen Erwartungshaltung in die Region und möchten Erfahren, wo Schellen-Ursli sicht- und greifbar wird», sagt Niculin Meyer von der TESSVM heute zur Südostschweiz. Und Madeleine Papst ergänzt: «Schellen-Ursli wird immer die Figur bleiben, die durch die Region führt.» (ct)