Damit ergibt sich erstmals ein Bild des Ausmasses der Grabräuberei in schwer zugänglichen Regionen der Welt, wie die Universität Bern in einer Mitteilung vom Montag schreibt. Eine solch abgelegene Region ist zum Beispiel das nordchinesische Xinjiang, im Zipfel zwischen China, Russland, der Mongolei und Kasachstan.
Vor mehr als zweieinhalbtausend Jahren begannen sich nomadische Kulturen von Südsibirien bis nach Osteuropa auszudehnen. Ihnen war gemein, dass sie für ihre Toten grosse Hügelgräber errichteten. Für das Jenseits gaben sie den Verstorbenen oft kunstvoll gefertigte Waffen und filigranen Goldschmuck mit.
Diese Schätze lockten Räuber an, namentlich während der Kolonialisierung Sibiriens im 18. Jahrhundert. Damals entwickelte sich die Grabräuberei zu einem regelrechten Beruf. Die Kunstwerke wurden meist gleich vor Ort geschmolzen und danach abtransportiert.
Noch intakte Gräber zu finden ist heute deshalb sehr schwierig. Umso höher sind die Preise, die für Kunstwerke aus den Gräbern auf dem Schwarzmarkt bezahlt werden.
Gino Caspari vom Institut für Archäologische Wissenschaften der Universität Bern untersuchte in seinem Forschungsprojekt den Zustand von Gräbern in Xinjiang mithilfe von hochauflösenden Satellitenbildern.
"Wir vermuteten, dass aufgrund der erschwerten Zugänglichkeit mehr Gräber intakt geblieben und nicht geplündert worden sind", wird Caspari in der Mitteilung zitiert. Doch die Annahme wurde nicht bestätigt: "Mehr als 74 Prozent der untersuchten Gräber waren bereits zerstört und ausgeraubt", führte Caspari aus.
Eine Begehung vor Ort zeigte, dass es möglich ist, mit den hochauflösenden Satellitendaten eine akkurate Einschätzung des Zerstörungsgrades von Gräbern vorzunehmen. Mit einer wiederkehrenden Auswertung der Satellitenbilder können in Zukunft Grabräuberaktivitäten verfolgt werden.
Caspari wertete Daten aus, die bis ins Jahr 2003 zurückgingen. Dabei stellte er fest, dass seither immer wieder archäologische Stätten geplündert wurden. Damit sind laut Caspari die letzten archäologischen Stätten der antiken Steppenkulturen akut bedroht.
Mit der Auswertung der hochauflösenden Satellitenbilder könnten nun Aktivitäten von Grabräubern auch an entlegenen Stellen überwacht, frühzeitig erkannt und entsprechende Massnahmen ergriffen werden, wie der Berner Forscher sagte. Die Forschungsresultate publizierte er in der Fachzeitschrift "Journal Heritage".
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