Anwohner schimpft über Schildbürgerstreich
Energieversorger gibt zu spät Gas

Seit Anfang Woche werden im Dottiker Plattenquartier neu sanierte Strassen aufgerissen. Das Energieunternehmen IB Wohlen AG will Gasleitungen verlegen. Das hätte sie vor fünf Jahren viel günstiger machen können.
Publiziert: 26.10.2018 um 19:30 Uhr
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Aktualisiert: 26.10.2018 um 19:33 Uhr
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Bruno Gisi (76) ist sauer. Vor seinem Haus wird seit Montag eine erst kürzlich sanierte Strasse aufgerissen.
Foto: PHILIPPE ROSSIER
Flavio Razzino

Bruno Gisi (76) ist stinksauer. Vor seinem Haus im Plattenquartier in Dottikon AG wird seit Montag die Strasse aufgerissen, die erst vor wenigen Jahren saniert wurde. Heisst: monatelanger Lärm und Verkehrschaos.

Damit könnte er noch leben – wenn die Grossbaustelle, die das ganze Plattenquartier umfasst, nicht völlig unnötig wäre. Der Bauherr ist der lokale Energieversorger IB Wohlen AG (IBW), der zu 100 Prozent im Besitz der Einwohnergemeinde Wohlen ist. Er will im Quartier Gasleitungen verlegen. Und das macht Gisi fuchsteufelswild.

Denn: «Diese Strassen wurden bereits zwischen 2010 und 2013 aufgerissen, um alte Wasserleitungen zu ersetzen und einen neuen Belag zu machen. Damals hätte die IBW doch auch gleich Gasleitungen zum Nulltarif verlegen können!»

«Ich wollte alles ausser einer Ölheizung!»

Das war in der Zeit, als im alten Einfamilienhaus-Quartier viele Ölheizungen ersetzt werden mussten. Auch jene des Ehepaars Gisi. «Wir wohnen in einem 80 Jahre alten Haus. 2011 mussten wir unsere alte Ölheizung ersetzen, und natürlich wollte ich alles ausser wieder einer neuen Ölheizung.»

Doch für modernere Heizsysteme – etwa eine Wärmepumpe – müsste er viel zusätzliches Geld in die Sanierung seines Hauses stecken.

Darum bat er die IBW, gleichzeitig auch Gasleitungen zu verlegen, damit er später eine Gasheizung kaufen kann. Auch andere Quartierbewohner baten darum, wie sie BLICK bestätigen.

Die IBW wollte aber nicht. «Zu teuer, zu wenig Interessenten», hiess es. Gisi musste sich daraufhin zähneknirschend eine rund 30'000 Franken teure neue Ölheizung kaufen.

Ein anderer Kundenwunsch wurde erhört

Fünf Jahre später werden nun doch Gasleitungen verlegt. Die Wut bei den Anwohnern ist darum gross. «Ein Schildbürgerstreich sondergleichen!», so Gisi. Offenbar habe die IBW zu viel Geld.

Tatsächlich reagiert die IBW damit auf einen anderen Kundenwunsch. Giovanni Romeo, Geschäftsleiter der IBW: «Ein Mehrfamilienhaus im Quartier brauchte notfallmässig eine neue Heizung. Die alte Ölheizung, die freilich schon im Jahr 2012 alt war, musste ersetzt werden.» Damit habe die IBW einen Grosskunden gewonnen – die Verlegung der Gasleitungen lohne sich nun finanziell, so Romeo weiter.

Ärger nicht nachvollziehbar

Das war bei der Sanierung der Strassen 2010 bis 2013 noch anders. «Bei einer Umfrage hatten sich damals zu wenige gemeldet, die einen Gasanschluss wollten», sagt Romeo. Mit dem Grosskunden habe sich die Situation nun aber komplett verändert.

Für Gisi kein Trost: «Ich habe jetzt eine Ölheizung im Keller stehen, die ich nie wollte!»

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