In dem norditalienischen Städtchen Romano di Lombardia trifft man sich im Quartierladen bei Valerio Zappella. Zum Posten und Plaudern. Thema: Die spektakuläre Verhaftung der Schweizer Gefängniswärterin Angela Magdici (32) und des verurteilten Vergewaltigers Hassan Kiko (27). Lebensmittelhändler Valerio Zappella (61) erinnert sich: «Sie kamen viermal, kauften nur Büchsen und Eingemachtes im Glas. Sie sprachen ein paar Brocken Italienisch. Sie mit deutschem, er mit englischem Akzent.» Was dem Ladenbesitzer auffiel: «Die beiden wirkten sehr verliebt.»
Michele Zetti (28) ist Bäcker im Parterre des Hochhauses, in dem in der Nacht auf Karfreitag 40 Beamte das Paar verhafteten: «Dieser Hassan hat im Hof Zigaretten geraucht und dabei telefoniert.» Mulmig war es Tabakverkäuferin Silvia Rossi (25) im Nachbarort Covo bei der ersten Begegnung mit Hassan und Angela: «Sie schauten sich suchend um und verschwanden wieder. Ohne Gruss und ohne etwas zu kaufen.» Was Silvia Rossi nicht ahnte: Das Paar liess sein Fluchtauto in Covo stehen und nahm den Linienbus zurück zum Liebesversteck.
Und Hassan und Angela kamen zurück. «Bestimmt fünfmal», sagt die Kioskfrau. «Hassan kaufte immer zwei Päckchen Marlboro. Er trug sein Baseball-Cap verkehrt herum.» Erst, als die Fahndungsfotos am Freitag in der Presse liefen, realisierte sie, wer ihre Kunden waren.
Von einer ganz anderen Seite lernte Nachbar Bujar Baca (40) Angela und Hassan kennen: «Ich habe beide erst in der Nacht der Festnahme wahrgenommen, als ich sah, wie sie Hassan in Unterhosen die Treppe hinunterschleppten. Wenig später zerrten sie die Frau hinab. Sie schubste die Beamten und trat nach ihnen. Beide Verhafteten schrien, als ob sie Schmerzen hätten.»
Ostern verbrachten Angela und Hassan im Gefängnis in Bergamo. In Einzelhaft. Das kühlte die erhitzten Gemüter ab. «Sie waren sehr gefasst, als ich gestern Morgen mit ihnen sprach», sagt Pflichtverteidiger Mario Campagna (50). Zur turbulenten Festnahme sagt er: «Angela und Hassan wurden von der Verhaftung förmlich überrollt. Dutzende Beamte, Helikopter, Scheinwerfer. Sie sind zutiefst erschrocken.»
Sie hätten im Traum nicht erwartet, dass sie so schnell gefunden würden. Auf Anraten des Anwalts stimmten Angela und Hassan der Auslieferung in die Schweiz zu. «Die Formalitäten sind unter Dach und Fach», sagt er. «In zehn bis fünfzehn Tagen kann die Zürcher Kantonspolizei sie abholen.»
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