Als das Wasser in der Nacht auf Samstag kam, waren in der Bäckerei Hautle noch alle an der Arbeit. Es war kurz vor vier Uhr. «Der Lehrling bemerkte als Erster, dass Wasser in den Verkaufsraum fliesst», sagt der Besitzer der Bäckerei, Markus Hautle (58). «Wir haben den Kampf gegen die Wassermassen sofort aufgenommen.»
Die Bäcker packten die Baumstämme, die eigentlich für die neue Dekoration des Ladens bestimmt waren, und legten sie vor das Lokal. «Es half ein bisschen. Erst eine Stunde später kam die Feuerwehr mit den Sandsäcken», sagt Hautle.
«Es war mehr als genug Zeit, um unseren Eingang zu sichern.»
Den ganzen Samstag und den Sonntag verbrachten die Hautles mit Putzen. «Es ist zum Glück weniger schlimm als letztes Mal. Da mussten wir das ganze Gebäude totalsanieren.»
Doch einigen Schaden hat es trotzdem gegeben – und vor allem Ärger. «Die Feuerwehr hat bereits um zwei Uhr begonnen, Wassersperren zu errichten. Wieso hat man uns da nicht gewarnt? Es war ja mehr als genug Zeit, um auch bei uns den Eingang zu sichern.»
Das Wasser gelangt über die Kanalisation in die Häuser
Etwa 200 Meter weiter oben, direkt am Stadtbach, putzen mehrere Anwohner die Keller. Hier haben zwar Massnahmen wie Aluminium-Absperrungen und Sandsäcke die Wassermassen des Bachs abgewehrt. Aber über die Kanalisation gelangte die unappetitliche Suppe trotzdem in die Häuser.
«Es stank ganz furchtbar», sagt Lastwagenchauffeur Bruno Zanotti (49). «Es hob den Gullydeckel in der Waschküche. Der Druck war so hoch, wir konnten nichts machen.» Auch sein Haus wurde nach dem Unwetter 2014 totalsaniert. Jetzt muss schon wieder die Versicherung ran. Waschmaschine, Tumbler, Gefrierschrank, Möbel, alles futsch.
Zanotti ist der Einzige in der Strasse, dessen Haus in der Nacht auf Sonntag erneut geflutet wurde. «Ich vermute, unser Keller liegt am tiefsten. Wir hatten noch einmal einen Meter Wasser im Keller», sagt er.
Muss etwas am Alarmierungssystem geändert werden?
Stadtpräsident Ruedi Mattle (45, parteilos) ist mit den getroffenen Massnahmen grundsätzlich zufrieden. «Es war knapp, aber die baulichen Massnahmen haben viel gebracht», sagt er zu BLICK.
Er selber wurde vom Alarm des neuen Frühwarnsystems schon vor zwei Uhr geweckt. «Ich war während des Hochwassers am Stadtbach. Das Wasser stand zum Teil ganz knapp unter den Verbauungen. Und es regnete weiter. Mir wurde mulmig.»
Warum das Wasser durch die Kanalisation rückwärts in die Häuser fliessen konnte, weiss er nicht. Auch ob etwas am Alarmierungssystem geändert werden muss, ist noch unklar. Er sagt dazu: «Das untersuchen wir jetzt alles.»
Noch im kommenden Jahr wird das Projekt zur definitiven Sanierung der Bäche aufgelegt. «Eine 100-prozentige Sicherheit werden wir aber nie haben», sagt der Stadtpräsident. «Die Natur bleibt unberechenbar.»