Alle zwei Wochen
In Basel können Bettler gratis zum Zahnarzt

In Basel können Obdachlose seit Anfang Mai zum Zahnarzt gehen – und das kostenlos. Das Angebot findet alle zwei Wochen im Tageshaus für Obdachlose statt. Finanziert wird die Sprechstunde auf Initiative der CMS, welche das Projekt mit 134'000 Franken finanziert.
Publiziert: 02.06.2021 um 14:41 Uhr
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Armutsbetroffene und Obdachlose können in Basel seit Anfang Mai kostenlos zum Zahnarzt gehen.
Foto: Keystone

Wer schon mal Zahnweh hatte, weiss: Um den Schmerz loszuwerden, ist der Besuch beim Zahnarzt unumgänglich. Ein Teil der dabei entstehenden Kosten wird dabei von der Zusatzversicherung übernommen.

Nicht so ist das bei Menschen, die auf der Strasse leben und nicht versichert sind. Im Tageshaus für Obdachlose in Basel gibt es deshalb seit Anfang Mai die Chance auf eine Gratisbehandlung, berichtet die «Basler Zeitung».

Die kostenlose Sprechstunde ist ein Projekt, das von der Christoph Merian Stiftung (CMS) initiiert und finanziert wird. Unterstützung erhält das Projekt zudem von der Stiftung Sucht und vom Verein Gassenarbeit Schwarzer Peter.

Vom Büro zur Zahnarztpraxis

Jeden zweiten Dienstagnachmittag wird das Büro von Paul Rubin, dem Leiter des Tageshauses für Obdachlose, in eine Zahnarztpraxis umgewandelt. Dort werden mittellose Menschen von erfahrenen Zahnärztinnen und -ärzten vom Universitären Zentrum für Zahnmedizin (UZB) behandelt.

Zur «Basler Zeitung» sagt Rubin, dass Armutsbetroffene und Obdachlose versuchen würden, ihre Schmerzen mit Medikamenten oder anderen Substanzen zu lindern. Viele hätten verfallene Zähne, einigen würden sie teilweise fehlen – wie bei Urs S., den schon seit geraumer Zeit stechende Zahnschmerzen plagen.

Weil ihm das Geld fehlt, ist er nicht versichert und kann sich so auch keinen Zahnarztbesuch leisten. Die Gelegenheit dazu bekommt er jetzt aber im Tageshaus an der Wallstrasse.

Kein Zahnarztbesuch aus Angst und Scham

In der provisorischen Zahnarztpraxis finden einfache Eingriffe statt: «Unser Ziel ist es, die Leute wieder kaufähig zu machen», sagt Matthias Jakobs, einer der behandelnden Zahnärzte. Umfangreichere Behandlungen müssen in der Klinik stattfinden, denn ein Röntgengerät gibt es hier nicht.

Das Problem ist: Die Menschen schämen sich, haben Angst, sind schnell überfordert. «Eine Patientin war bereits bei uns in der Klinik. Als sie es aber nicht schaffte, das Anamneseblatt auszufüllen, ist sie wieder gegangen», sagt Jakobs.

Auch Randständige erhalten die Corona-Impfung

Im Tageshaus für Obdachlose versuchen die Zahnärzte deshalb, ihre Patientinnen und Patienten auf eine empathische Weise abzuholen: «Manchmal muss man psychische Umstände oder schwierige Lebenssituationen mitbehandeln.»

«Es ist sensationell!»

Für Urs S. war der Zahnarztbesuch an der Wallstrasse ein Erfolg – die Schmerzen sind weg! Das Stechen stammte von einem Zahn, der vor 10 bis 15 Jahren repariert worden ist. Der Obdachlose hatte angenommen, all seine Zähne ziehen zu müssen.

Doch er hat Glück: Werde jetzt mit der Behandlung begonnen, müsse das nicht sein, meint Jakobs. Urs S.: «Es ist sensationell!» (une)


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