Majestätisch wacht das Schloss Wildegg über Holderbank AG. Das perfekte Postkartensujet – wäre nicht gleich darunter ein völlig verlottertes Haus, vor dem sich die Müllsäcke stapeln und der Belag blättert.
44 abgewiesene Asylbewerber leben eigentlich hier, zehn von ihnen sitzen derzeit in Haft. Wegen Drogendelikten, Widerhandlungen gegen das Ausländergesetz sowie Diebstahl und Hehlerei. Holderbank – das schlimmste Asylheim der Schweiz!
Die Polizei versucht, das Heim in den Griff zu bekommen. Seit 2011 gab es vier Grossrazzien. Das Resultat: Fünf Personen (vier Afrikaner, ein Araber) werden festgenommen, 38 verzeigt und grosse Mengen an Drogen und Diebesgut beschlagnahmt. Genutzt hat die Offensive nichts, wie die letzte Razzia vom Mittwoch zeigt: Die Beamten kontrollieren wieder 19 ehemalige Asylbewerber, also ausreisepflichtige Männer.
25 Kugeln Kokain gefunden
Leute, die hier definitiv kein Bleiberecht mehr haben. Und wieder müssen neun von ihnen verzeigt werden. Ein Tunesier ist ausserdem zur Fahndung ausgeschrieben. In den Zimmern finden die Polizisten 25 Kugeln mit Kokain.
Die Asylbewerberunterkunft Holderbank ist und bleibt ein hoffnungsloser Fall. Das sieht sogar Bewohner Salif Yves (23) so: «Seit 2008 bin ich in der Schweiz. Ich war in vielen Heimen, aber hier gefällt es mir wirklich nicht.»
Wieso können sich die Männer nicht anständig aufführen? Salif Yves versucht zu erklären: «Wir können hier den ganzen Tag nichts tun. Viele fangen darum an zu trinken, werden aggressiv.»
7.50 Franken erhält Yves am Tag. Vielen Mitbewohnern ist das zu wenig. Sie fangen an zu dealen. Dass in der Unterkunft Drogen verkauft werden, sei «kein Geheimnis».
Geändert hat sich nichts
Auch bei der Polizei nicht: Nach einer Razzia 2008 stellt die Kapo fest, dass die Notunterkunft Holderbank «als Drehscheibe für den Kokain-Kleinhandel dient». Geändert hat sich seither nichts – obwohl es vorübergehend eine Zutrittskontrolle zum Asylheim gab!
Die Anwohner nervt, dass die Unterkunft nicht aus den Negativschlagzeilen kommt: «Schandfleck» wird das Heim im Dorf genannt. Ex-Gemeindeammann und Anwohner Simon Läuchli (66, FDP) sagt: «Rund um das Asylheim wird offen gedealt. Es ist extrem störend, dass es so lange geht, bis abgewiesene Leute weg sind.»