Das Unfassbare geschah am 13. Dezember 1985 im Würenlinger Ortsteil Siggenthal-Station AG: In einer Wohnung lagen drei Tote. Erschossen.
Der damals 29-jährige Immobilienhändler Alfredo Lardelli stellte sich in Begleitung seiner Freundin auf dem Polizeiposten in Baden AG. «Ich bringe Ihnen hier die Mappe mit meiner Pistole, mit der drei Menschen erschossen wurden», habe er zum stellvertretenden Bezirksamtmann gesagt. So schilderte Lardelli Jahre später die unglaubliche Szene dem BLICK-Reporter. Lardelli weiter: «Er war dermassen verblüfft, dass er mir erst glaubte, als eine losgeschickte Polizeipatrouille die Toten vorfand.»
Lardelli gab an, er habe sowohl die zwei Prostituierten als auch den Ehemann seiner Freundin – in dessen Wohnung die Bluttat geschah – erschossen. Der Immobilienhändler wurde verhaftet und in die psychiatrische Klinik Königsfelden AG gebracht. «Dort erhielt ich ein kariertes Pyjama, das aussah wie ein Küchentüchlein», so Lardelli. Am nächsten Morgen habe er laute Schreie gehört und gedacht, er sei im Film «Einer flog über das Kuckucksnest». Zwei Monate später widerrief er sein Geständnis. Lardelli beschuldigte seine Geliebte, die bei der Tat anwesend war, geschossen zu haben.
Das Bezirksgericht Baden glaubte ihm jedoch nicht. Es verurteilte Alfredo Lardelli wegen dreifachen Mordes zu 20 Jahren Zuchthaus. Ein Weiterzug ans Obergericht und später ans Bundesgericht fruchtete nichts. Ebenso wenig ein späteres Gesuch, den Fall neu aufzurollen. Seine Argumentation: Er habe lediglich den Ehemann der Geliebten getötet. Dieser selbst habe die zwei Dirnen erschossen.
Für BLICK liess Lardelli, der sich später Borgatte Dos Santos nannte, seine 14 Knast-Jahre Revue passieren. Beim Eintritt in die Strafanstalt Lenzburg AG habe er vergeblich darauf bestanden, sich mit seinen eigenen Kleidern auszustaffieren. «Stattdessen bestand meine Uniform aus einem blauen, abgewetzten Jutesack. Sprich Jeans und einem verwaschenen Hemd», sagte Lardelli.
Sein erstes Essen, ein undefinierbares Stück Fleisch, habe eine Kaudauer von einer halben Stunde gehabt. Lardelli gab auch zu, dass ihm sein damals «freches Maul» nichts genützt habe. «Als ich einmal dem Schlossermeister widersprach, packte der mich so fest am Kragen, das alle Knöpfe von der Jacke sprangen», erinnerte er sich. Das habe ihm dann schon Eindruck gemacht.
So habe er auch dem Angebot eines anderen Knastis widerstanden, ihm für 5000 Franken ein Sägeblatt zu besorgen. Der geschäftstüchtige Lardelli machte im Bau trotzdem Stutz: «Als ich später in Regensdorf sass, vermietete ich meinen Mithäftlingen ein Pornoheftli für einen Fünfliber pro Nacht. Damit die Bettlektüre immer frisch blieb, habe ich sie in der Buchbinderei mit einem Plastikschutz überzogen.»
Er berichtete auch, wie er den Frauenmörder Erich Hauert kennenlernte, der sich geweigert hatte, zusammen mit seinen Mitinsassen zu duschen. Und er sprach über seine Freizeitbeschäftigung im Knast: Lardelli widmete sich vornehmlich Gesetzen. Mit juristischem Wissen wollte er sich eine Zukunft aufbauen.