Alecs Recher (38) kämpft gegen die Behörden
«Ich bin ein Transmann»

Ausgrenzung, Arbeitslosigkeit und Behörden-Schikanen: Das ist die Realität für Menschen, deren Geschlecht nicht mit ihrem Körper übereinstimmt. Die Folgen sind verheerend.
Publiziert: 24.06.2014 um 15:36 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:08 Uhr
Alecs Recher outete sich 2008 – im Parlament! Recher war damals Zürcher Gemeinderat.
Foto: Siggi Bucher

Er kämpft für die Rechte der Transmenschen in der Schweiz. Und Alecs Recher (38) weiss genau, wovon er spricht. 2008 outete sich der damalige Zürcher Gemeinderat als Transmann. Seither erlebt auch er Diskriminierungen. «Transmenschen werden oft angepöbelt oder sogar ange­griffen», sagt er. «Es gibt so gut wie niemanden, der nicht mindestens einmal ein negatives Erlebnis hatte.»

Häufig sind es die Behörden, die den Betroffenen das Leben schwermachen. Als promovierter Jurist betreut Recher aktuell 130 Transmenschen. «Schwierig ist schon die Änderung des Namens und des amtlichen Geschlechts», erklärt er. Ohne richtigen Pass ist die Reise ins Ausland praktisch unmöglich, da die Identität im Dokument nicht mit der gelebten übereinstimmt. «Nach heutiger Praxis lassen die Gerichte die Anpassung aber meistens nur zu, wenn man sich steri­lisieren lässt!»

Für Recher eine unmög­liche Situation, denn nicht jeder Transmensch möchte sich operieren lassen. Die Praxis verstosse zudem gegen die Bundesverfassung, die das Recht auf körperliche Unversehrtheit festschreibt. «Hier werden Grundrechte verletzt. Das muss endlich aufhören», fordert er. Seit Mitte Mai kämpft Recher als Co-Präsident des europäischen Netzwerks Transgender Europe über die Schweizer Landesgrenze hinaus für dieses Anliegen.

Durch die anhaltende Diskriminierung sind heute 20 Prozent der Transmenschen in der Schweiz arbeitslos. 40 Prozent schlagen sich als selbständig Erwerbende durch. «Für die Betroffenen ist es eine enorme Belastung, solange sie mit dem Thema allein sind und keine Perspek­tive sehen», sagt Recher. «Das führt tragischerweise dazu, dass sie häufiger an Suizid denken.» Gemäss einer schottischen Studie gaben dies 84 Prozent der Befragten an, die Hälfte von ihnen hat gar schon einen Suizidversuch hinter sich.

In der Schweiz leben heute rund 40 000 Menschen, die sich nicht dem Geschlecht zugehörig fühlen, dem sie bei der Geburt zugeordnet wurden. «Unsere Rechte müssen endlich eingehalten werden», so Recher. «Dafür braucht es noch viel Sensibilisierung und Aufklärung!»

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