Hier stürzt die Ju-52 ab!
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Alarmierende Statistik
So viele Zwischenfälle am Himmel wie seit Jahren nicht mehr!

Insgesamt 38 Menschen verloren 2018 bei einem Flugunfall ihr Leben – zahlreiche weitere wurden verletzt. Jetzt zeigt eine neue Statistik: So viele brenzlige Zwischenfälle in der Luft gab es seit 20 Jahren nicht mehr. Aviatiker machen sich Sorgen.
Publiziert: 03.10.2019 um 17:27 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2019 um 13:42 Uhr
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4. August 2018: Die Ju-52 stürzt über dem Piz Segnas ab.
Foto: Keystone
Helena Schmid

Senkrecht zerschellt die Ju-52 am 4. August 2018 auf dem felsigen Grund des Piz Segnas. Alle 20 Insassen sterben. Nur Stunden zuvor donnert ein Kleinflugzeug in einen Wald bei Hergiswil NW. Es geht in Flammen auf. Eine vierköpfige Familie ist tot. 

Und am 8. Juli 2018 trifft es einen St. Galler Kantonsrichter: Er kehrt nicht mehr von seinem Rundflug im Obergoms zurück. Am 27. Juli 2018 kommen zwei Schweizer und zwei Dänen im Wallis ums Leben. Ihre Maschine stürzt über dem Mont-Durand-Gletscher ab. 

Das Jahr 2018 markiert in der modernen Schweizer Luftfahrt einen tragischen Rekord: 99 Schweizer Flugzeuge und Helikopter verunfallen oder erleben einen gröberen Vorfall. Seit der Jahrtausende waren es noch nie so viele!

Mehr Tote, mehr Fast-Unfälle

Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) hat die Zahlen letzte Woche herausgegeben. Zum Vergleich: 2000 waren es 74, im Jahr 2010 nur noch 45. Danach stieg die Anzahl wieder kontinuierlich an und erreichte ihren Höhepunkt im vergangenen Jahr. Als insgesamt 38 Menschen ihr Leben bei einem Flugunfall verloren. 20 davon beim Absturz der Ju-52. Zwischen 2010 und 2017 waren es im Schnitt 13 Tote jährlich.

Hat die Schweizer Luftfahrt ein Problem? Sprunghaft zugenommen hätten vor allem die sogenannten «schweren Vorfälle», sagt das Bazl: Also Vorfälle, die gemäss Definition «beinahe zu einem Flugunfall geführt haben». 

Dazu gehören Ausweichmanöver in der Luft, um einen Zusammenstoss zu verhindern. Oder wenn ein Flugzeug von der Start- beziehungsweise Landepiste abkommt. Ebenso zählen Brände im Cockpit oder am Triebwerk zu dieser Kategorie.

Mehr Zwischenfälle bei der Swiss

Hansjörg Egger (67), Aviatiker und Mitglied der Vereinigung für Flugwissenschaften, ist beunruhigt. «Die Zunahme ist alarmierend. Das kann kein Zufall sein», sagt er zu BLICK. Dass Fast-Unfälle immer häufiger würden, sei in Anbetracht der Sparmassnahmen in der Luftfahrt nicht verwunderlich: «Es gibt zu wenig Personal. Zu wenige Fluglotsen, zu wenige Piloten. Diese Leute stehen deshalb unter enormem Druck und sind gestresst.»

Die Swiss räumt ein, dass es auch bei ihren Flugzeugen 2018 vermehrt zu solchen Zwischenfällen kam. Immer häufiger verzeichne man gefährliche Annäherungen mit Drohnen. «Hier ist die Zunahme am deutlichsten zu spüren», so Swiss-Sprecherin Karin Müller zu BLICK. Der Anstieg insgesamt sei aber «moderat».

«Piloten überschätzen sich»

Aviatiker Egger stimmt Müller zu. «Wir haben heute viel Aluminium am Himmel. Erst recht mit den aufkommenden Drohnen. Je mehr Verkehr, desto aufmerksamer müssten die Piloten sein – eigentlich», sagt er.

Genau das sei das Problem. Im kommerziellen Bereich seien die Piloten eben gestresst. Und im privaten würden sich viele überschätzen. Egger: «Heute sucht man nach dem Kick, der Herausforderung. In der Fliegerei kann das sehr gefährlich werden, wenn man sich zu viel zumutet.»

Das Bazl kündigt an, gemeinsam mit der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) zu analysieren, warum mehr und mehr schwere Zwischenfälle registriert würden. Bazl-Sprecher Christian Schubert: «Noch ist es zu früh, um zu sagen, ob sich ein Trend abzeichnet.»

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