Mit diesem Nebensatz hat sich Bundesrat Alain Berset (49) ziemlich in die Nesseln gesetzt: Eine Erkrankung mit dem Coronavirus löse bei Geimpften inzwischen «weniger Komplikationen aus und ist besser heilbar – etwa wie eine Erkältung oder eine Grippe», sagte er letzte Woche im Westschweizer Radio RTS. Problematisch war die Aussage vor allem, da dieses Argument – das Coronavirus sei nichts anderes als eine Grippe – seit Beginn der Pandemie aus der Skeptiker-Ecke schallt.
Eine Woche später rudert der Gesundheitsminister in der «SRF Rundschau» zurück und erklärt den ungünstigen Ausdruck: «Ich bin kein Epidemiologe – höchstens ein Hobby-Epidemiologe geworden, in den letzten zwei Jahren». Man müsse aber «schon sehen», dass in der «Riesen-Mehrheit der Fälle» die Geimpften und Geboosterten «sehr leichte Symptome» aufweisen würden. «Das müssen wir so sagen. Ich habe nichts mehr und nichts weniger gesagt», verteidigt sich Berset. Der Bundesrat holt nochmals aus: «Das aber zu interpretieren, als sei die Pandemie vorbei oder als ob Corona eine Grippe wäre – das ist falsch!»
Daniel Koch nutzte denselben Vergleich zu Beginn der Pandemie
Bereits am vergangenen Freitag hatte sich Berset versucht, aus der selbst gegrabenen Grube zu heben: «Die Aussage bedeutet nicht, dass jetzt alles vorbei ist!», sagte er an der Medienkonferenz nach einem Treffen mit den Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren. Und er betonte nochmals: «Wir haben zu keinem Zeitpunkt gesagt, dass für das Spitalwesen keine Gefahr mehr besteht und die Krise fertig ist. Überhaupt nicht. Diese Gefahr ist wirklich da.»
Er ist allerdings nicht der Erste, der beim Coronavirus den Grippevergleich zieht. Schon Ex-Mister-Corona Daniel Koch hatte zu Beginn der Pandemie mit einem Grippevergleich für Unmut in der Wissenschaft gesorgt. Dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) war damals vorgeworfen worden, es unterschätze die Gefahr, die vom Coronavirus ausgeht. Auch Bersets Aussage sorgte bei Experten für Verwunderung und Unverständnis. (chs)