Aktivitätsminimum
Schwächere Sonne dämpft Klimwandel um ½ Grad

Schwankungen der Sonnenaktivität haben einen spürbaren Einfluss auf das Klima der Erde. Sie könnten die menschengemachte Klimaerwärmung vorübergehend um ein halbes Grad dämpfen, schätzen Schweizer Forschende anhand von Modellrechnungen.
Publiziert: 27.03.2017 um 13:51 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 01:47 Uhr
Wie stark beeinflusst die Sonnenaktivität das Klima? Das haben Schweizer Forschende berechnet.
Foto: KEYSTONE/EPA DPA/PAUL ZINKEN

Neben dem menschengemachten Klimawandel gibt es auch natürliche Klimaschwankungen. Eine zentrale Frage der Klimaforschung ist, wie gross der Einfluss der Sonnenaktivität auf diese natürlichen Schwankungen ist. Eine vom Schweizerischen Nationalfonds SNF geförderte Studie beziffert diesen Effekt nun erstmals.

Demnach könnte eine schwächere Sonne die menschengemachte Erderwärmung um ein halbes Grad reduzieren, wenn unser Zentralgestirn in einigen Jahrzehnten sein nächstes Aktivitätsminimum erreicht. Das haben Modellrechnungen der Forschenden des Physikalisch-Meteorologischen Observatoriums Davos (PMOD), der Eawag, der ETH Zürich und der Uni Bern ergeben.

Den durch Treibhausgase verursachten Klimawandel kompensieren kann diese Abkühlung zwar nicht. Aber: «Wir könnten wertvolle Zeit gewinnen, wenn die Aktivität der Sonne zurückgeht und sich der Temperaturanstieg damit ein wenig verlangsamt», sagte Projektleiter Werner Schmutz vom PMOD gemäss einer Mitteilung des SNF vom Montag.

Allerdings warnt Schmutz auch davor, sich darauf auszuruhen: Die Zeit sei nur geborgt. Nach dem nächsten Aktivitätsminimum käme auch irgendwann wieder ein Maximum.

«Den nächsten Zyklus vorauszusagen, fällt den Solarphysikern nach wie vor schwer»

Wie genau sich die Sonne in den nächsten Jahren verhalten wird, bleibt jedoch Spekulation: entsprechende Messreihen existieren erst seit wenigen Jahrzehnten und diese Daten weisen keine Schwankungen auf, sondern zeigen eine konstant starke Phase.

«Den nächsten Zyklus vorauszusagen, fällt den Solarphysikern nach wie vor schwer», so Schmutz. Wegen der seit 1950 verzeichneten konstant starken Sonnenaktivität gebe es aber aller Voraussicht nach in 50 bis 100 Jahren wieder ein Minimum.

Für die Studie trugen die verschiedenen Forschungsinstitutionen unterschiedliche Expertisen bei und publizierten ihre Ergebnisse des Projekts in diversen Fachjournalen. Das PMOD errechnete beispielsweise den Strahlungsantrieb der Sonne, die ETH die weiteren Auswirkungen in der Atmosphäre und die Uni Bern die Wechselwirkungen zwischen Atmosphäre und Ozeanen, schrieb der SNF.

Forschende des Berner Oeschger-Zentrums für Klimaforschung verglichen zudem historische Daten über Sonnenflecke, die bereits seit drei Jahrhunderten aufgezeichnet werden und gut mit der Sonnenaktivität korrelieren, mit den entsprechenden Klimadaten. Wie kalt es damals war, sei jedoch viel schwieriger exakt zu beziffern, hiess es in der Mitteilung.

Die Endresultate des Projekts diskutieren die beteiligten Forschungsgruppen an einer Konferenz in Davos Ende März. Es bleibe aber noch viel Arbeit, um den Zusammenhang zwischen der Sonnenaktivität und dem globalen Klima im Detail zu ergründen, schrieb der SNF. (SDA)

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