Jugendgang prügelt Carsten Buchert (50) in Wil SG spitalreif
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Er wollte einer Frau helfen:Jugendgang prügelt Carsten Buchert (50) in Wil SG spitalreif

Ahmed H. (17) streckte in Wil SG schon einen 50-Jährigen nieder – jetzt traf es Zufallsopfer Simon S. (23)
Bahnhof-Prügler hat schon wieder zugeschlagen!

Nachdem die Bahnhofgang von Wil SG den 50-jährigen Carsten B. letzten Sommer spitalreif prügelte, schlug Ahmed H. (17) im Oktober erneut zu. Jetzt spricht der Syrer erstmals mit BLICK – und gibt sich handzahm.
Publiziert: 23.01.2020 um 22:47 Uhr
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Aktualisiert: 28.01.2020 um 09:38 Uhr
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Ahmed H. (17) ist der Anführer der Bahnhofgang von Wil SG. Jetzt hat er schon wieder die Jugendstaatsanwaltschaft am Hals.
Foto: zVg
Céline Trachsel

Er kann es einfach nicht lassen! Der Anführer der Bahnhofgang von Wil SG, Ahmed H.* (17), hat erneut die Fäuste sprechen lassen. Dieses Mal nicht beim Velounterstand, sondern auf Gleis 5. Ahmed H. und seine Kumpels prügelten sich bereits im Sommer letzten Jahres mit dem 50-jährigen Carsten B.**, weil dieser eine Frau vor der Gang schützen wollte. Der Deutsche hatte die Auseinandersetzung laut Strafbefehl zwar selber provoziert – doch die Gegenwehr der Jugendlichen war so heftig, dass er im Spital landete.

Jetzt decken BLICK-Recherchen auf: Im Oktober 2019 kam es zur nächsten Prügel-Attacke. Dieses Mal traf es ein komplett unschuldiges Opfer.

Simon S.* (23) steigt an einem Freitagabend auf Gleis 5 aus einem Zug aus, als eine junge blonde Frau auf ihn zeigt und sagt: «Das ist er.» So schildert das 23-jährige Opfer dem BLICK den Angriff von Ahmed H. «Dann kam ein Typ auf mich zu und schlug völlig grundlos auf mich ein. Weshalb ich angegriffen wurde, weiss ich bis heute nicht. Ich habe weder den Typen noch dieses Mädchen jemals zuvor gesehen.»

«Sinnloser und brutaler Angriff»

Simon S. erleidet eine Gehirnerschütterung und trägt ein blaues Auge davon. Er denkt, dass es sich um eine Verwechslung gehandelt habe – davon gehe auch die Polizei aus. «Die Sinnlosigkeit und die Brutalität des Angriffs habe ich bis heute nicht begriffen», sagt er. «Es macht mich fassungslos und wütend.» Die Sache sei nur deshalb so glimpflich ausgegangen, weil ein unbekannter Mann den Schläger zurückgehalten habe.

BLICK hat den berüchtigten Bahnhofschläger von Wil SG wenige Kilometer entfernt in einem Thurgauer Dorf aufgespürt. Der 17-Jährige ist freundlich, öffnet die Tür, zeigt sein etwas unordentliches Zimmer. Die Mutter bietet Kaffee an. «Wir sind keine Gang», stellt der in wenigen Tagen volljährige Syrer klar. Man treffe sich ab und zu in unterschiedlicher Zusammensetzung am Bahnhof, in Shisha-Bars oder bei Kollegen zu Hause. Er sei einer der Jungs, der etwas mehr zu Sagen habe als andere – ihm eile halt sein Ruf voraus. Als Boss würde er sich aber nicht bezeichnen.

«Er hat meine Freundin belästigt»

Zum Vorfall vom Gleis 5 sagt er: «Der 23-Jährige hatte meine Freundin im Zug massiv belästigt, sie angegraben und ihr Drogen angeboten. Dabei ist sie erst 15 Jahre alt! Zudem schrie er sie an, weil sie nicht auf ihn einging.» Seine Freundin habe ihn aus dem Zug angerufen und erzählt, dass sie Angst habe. Da sei er mit zwei Kollegen aufs Perron gegangen, um den Typen und dessen Kollegen abzufangen.

Ahmed H. sagt: «Beide wollten mir eine schwingen. Aber ich bin Kampfsportler, ich wich aus und gab dem einen von beiden eine Faust. Ich merkte dann, dass er zu besoffen war und es keinen Sinn machte zu kämpfen.» Als er weggehen wollte, habe ihn der 23-Jährige nochmals von hinten niederschlagen wollen. «Erst dann kam ein Mann und nahm mich zur Seite – weil er sah, dass ich die Schlägerei längst hatte beenden wollen.»

«Ich bin kein Problemkind»

Dass er schon einiges auf dem Kerbholz hat, ist Ahmed H. bewusst. Nebst dem Vorfall mit Carsten B. und jenem auf Gleis 5 ermittelt die Jugendanwaltschaft laut BLICK-Informationen noch in einem weiteren Fall gegen ihn. «Beim 50-Jährigen war ich ja unschuldig, weil der mich am Hals gepackt hatte.» Bei der dritten Angelegenheit soll es sich laut Ahmed H. um ein kleineres Geld-Missverständnis handeln. «Es ging um 20 Stutz, aber das ist schon längst geklärt», sagt der 17-Jährige. Strafrechtlich ist der Fall aber pendent.

Ahmed H. findet trotzdem: Er sei kein Problemkind. Er habe nie Drogen genommen, mache viel Sport, bewerbe sich nach abgebrochener Lehre als Reifenpraktiker nun intensiv um eine neue Lehrstelle als Automobilfachmann.

«Ich will mich bessern»

Der Syrer sieht sich als Unschuldslamm – und hat für alles eine Ausrede. Es liege gar nicht an ihm, dass er immer in solche Probleme verwickelt werde, sagt Ahmed – sondern an seinem Umfeld. «Ich werde immer unschuldig in solche Schlägereien reingezogen. Eigentlich bin ich der, der jeweils schlichten will.»

Den Vorfall auf Gleis 5 bereue er sehr, genauso wie die anderen Delikte. «Ich weiss, dass ich mir nichts mehr leisten kann, sonst werde ich ausgewiesen. Zudem gilt für mich bald das Erwachsenenstrafrecht. Ich will mich bessern – die Polizei soll nie wieder bei mir zu Hause vorbeikommen müssen.» Und er verspricht: Auch der BLICK müsse nie wieder über die Bahnhofschläger von Wil berichten. «Wir haben daraus gelernt. Einige haben hohe Bussen kassiert, einige sassen in Haft. Und wir werden nun erwachsen.»

* Namen geändert

** Name der Redaktion bekannt

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