Er ist Milliarden schwer, lebt auf dem Zürichberg und ist die Schlüsselfigur im Spendenskandal der deutschen Partei Alternative für Deutschland (AfD). Der Unternehmer Henning Conle. Der 75-Jährige soll nämlich hinter der 150’000-Franken-Wahlkampf-Spende stecken, die im Jahr 2017 an die Spitzenkandidatin Alice Weidel (40) ging. Das zeigen Recherchen von «WDR», «NDR», «Süddeutscher Zeitung» und dem «Tages-Anzeiger».
Der schwerreiche Immobilien-Unternehmer trat aber nicht direkt als Gönner auf. Conle liess die 150'000 Franken zwischen Juli und September 2017 in mehreren Tranchen über die Zürcher Firma PWS Whole Sale International AG laufen. Von dort ging das Geld an AfD-Kreisverband Bodensee. Als Spendenzweck gab der Geldgeber ganz offen an: «Wahlkampfspende Alice Weidel».
Bei der PWS hiess es im November auf Anfrage von BLICK, dass man die Überweisung «treuhänderisch für einen Geschäftsfreund» getätigt habe. Es sei ein Gefallen gewesen. Mehr wollte PWS-Geschäftsführer Kurt Häfliger (73) nicht sagen. Den Namen Henning Conle gab er nicht preis.
Auch nicht als die deutsche Justiz sich für den Fall interessierte. Zwar wurde das Geld von der AfD zurückgezahlt. Trotzdem: Spenden von Nicht-EU-Bürgern an deutsche Parteien sind illegal. Also schalteten sich im November 2018 die Bundestagsverwaltung und die Staatsanwaltschaft Konstanz (D) ein.
Gab Strohmänner-Liste ab
Statt die wahre Identität des mysteriösen AfD-Spenders zu lüften, schrieb Häfliger im Dezember 2018 angebliche Spender auf und leitete die 14 Namen weiter. Nur: Die Liste stimmte hinten und vorne nicht. Sein Anwalt Valentin Landmann dazu: «Es trifft zu, dass auf dieser Liste im Wesentlichen Leute stehen, die nicht die Spender sind. Herr Häfliger fühlte sich nicht der Wahrheit verpflichtet und hat darum einen Mist unterzeichnet», wird er laut dem Rechercheverbund zitiert.
Dennoch führte diese Liste schlussendlich zu Conle. 13 Personen stammten aus Deutschland, nur ein angeblicher Spender aus Belgien. Hierbei handelt es sich um Philippe M., tätig für eine Immobilienfirma in Antwerpen – im Besitz der Familie Conle. Und nicht nur das: Vom Rechercheverbund auf die Liste angesprochen, gibt M. zu: Er habe seinen Namen für einen Mann aus der Schweiz zur Verfügung gestellt.
Damit nicht genug: Über M. soll auch der AfD-Vorsitzende Jörg Meuthen verdeckte Gelder bekommen haben. Ebenfalls zur Wahlkampfunterstützung. Der Name des Belgiers tauche nämlich noch auf einer anderen Liste auf. Einer vertraulichen Liste mit zehn angeblichen Gönnern, die Meuthen 2016 im baden-württembergischen Landtagswahlkampf mit einer rund 90'000 Euro teuren Werbekampagne unterstützt haben sollen, berichteten das ARD-Magazin «Report Mainz» und das Nachrichtenmagazin «Spiegel» am Freitag.
Mindestens zwei der zehn vermeintlichen Gönner haben direkte oder indirekte Verbindungen zu der Unternehmerfamilie Conle.
Bei SVP-Ausflug mit dabei
Die Familie Conle will sich nicht zu den Vorwürfen äussern. Aber: Henning Conle ist kein Unbekannter in der Spender-Branche. Bei der 100-Jahr-Feier der SVP des Kantons Zürich zählte er zu den «grosszügigen Sponsoren», wie der «Zürcher Bote» berichtete. Daneben Grössen, wie Roger Köppel und Christoph Blocher. Auch Conle junior war zum Beispiel bei einem Ausflug der SVP Stäfa im Jahr 2014 dabei.
Auch sonst sind die Conles mit der Schweiz verbunden. Ihre Immobilienverwaltung Miwo mit Sitz in Zürich ist für über 2500 Mietwohnungen zuständig. Sogar an der Fluggesellschaft LTU, die zur Swissair gehörte, beteiligten sie sich. Nur ein kleiner Teil des Imperiums. In Deutschland und in England besitzt die Familie unzählige Wohnungen und Häuser.
Geld ist also da. Und zwar jede Menge. Die Conles werden auf mehrere Milliarden geschätzt. Juristische Konsequenzen muss Henning Conle übrigens nicht befürchten. Die AfD-Spende ist nach Schweizer Gesetz keine Straftat. Trotzdem sind die Schweizer Behörden eingeschaltet. Die Zürcher Staatsanwaltschaft ermittelt in diesem Fall und prüft, welche Beweisstücke an die Staatsanwaltschaft Konstanz herausgegeben werden können. (jmh)
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