Eine dicke Schneeschicht bedeckt das Anwesen von Roger Federer (32) im bündnerischen Valbella. Die Strassen sind vereist, es ist minus zwei Grad kalt, doch die Gemüter im 500-Seelen-Dorf sind erhitzt. Auf seinem 8000 Quadratmeter grossen Grundstück hat Federer für angeblich acht Millionen Franken ein Luxus-Doppelchalet bauen lassen. Bellavista A für Frau und Kinder, Bellavista B für seine Eltern. Inklusive Heimkino, Swimmingpool und Spa. Ein Zaun und Bäume sollen das private Glück schützen, doch noch umgibt erst ein Bauzaun das fertige Haus.
Schuld sind mehrere Nachbarn des 17-fachen Grand-Slam-Siegers. Sie haben Einsprachen eingelegt, weil ihnen die Sicht auf den Heidsee versperrt werde, wie das «Bündner Tagblatt» berichtete.
Damit machen sich die Nachbarn in Valbella zur Zielscheibe. Viele Dörfler verteidigen Federer: «Die, die sich an so etwas stören, sind nur eifersüchtig», sagt etwa Hans Batänjer (83). «Federer ist ein super Typ. Er nimmt Rücksicht auf die Nachbarn, baut den Zaun nicht zu nah an die Strasse.» Das Haus sei der Umgebung angepasst. «Und der Zaun wird sicher elegant bepflanzt.» Federer habe schon Kontakt mit den Nachbarn aufgenommen. «Er bemüht sich, eine Lösung zu finden.» Batänjer räumt ein: «Es ist schon eine Riesenhütte.» Aber wenn Federer das Grundstück 2008 nicht gekauft hätte, würden andere Ferienhäuser die Sicht versperren.
Als Besucher in Valbella merkt man schnell: Roger Federer wird hier verehrt. Hotelfachfrau Deepa Bhujel (18) schwärmt: «Er ist so sympathisch. Er war schon viermal bei uns im Hotel. Ich habe ihn selbst bedient.» Sie findet es schön, dass er hier gebaut hat.
Man ist stolz auf den Prominenten im Ort. Vor allem Federers Volksnähe und Bodenständigkeit haben es den Bündnern angetan. Er geht mit Frau Mirka (35) und seinen Zwillingstöchtern im Dorfladen einkaufen, und statt im fernen Schickimicki-Restaurant isst er auch mal in der örtlichen Beiz einen Teller Älplermagronen. Der Wirt hat ein Foto von sich und Federer an die Wand gehängt.
Leise Kritik wird sofort relativiert: «Ich kann verstehen, dass sich Nachbarn ärgern, wenn ihnen die Sicht versperrt wird», sagt ein Anwohner (69). «Federer wird einsehen müssen, dass er nicht einfach so meterhohe Bäume da hinstellen kann. Aber nix gegen Roger. Er ist ein toller Typ.» Er verstehe auch nicht, warum die Einsprachen erst so spät gekommen seien. «Das alles war vorhersehbar.»
Nur Kioskfrau Bianca Hupach (31) redet Klartext. «Ich kann verstehen, dass Federer in den Ferien seine Ruhe haben will. Aber wenn man mir die Sicht versperren würde, würde ich auch protestieren. Ich finde so ein grosses Haus sowieso übertrieben. Das ganze Geld könnte man sinnvoller einsetzen.»
Von den betroffenen Nachbarn, die BLICK erreichen konnte, wollte keiner zu dem Fall Stellung nehmen. Über ihre Einsprachen entscheidet nun das Bündner Verwaltungsgericht. Dann könnte die Eiszeit im Dorf zu Ende sein.