Älplerfamilie kracht im Kandertal BE zehn Meter in die Tiefe
Sie zwängten sich zu fünft in diese Kiste, dann riss das Seil

Älpler-Drama im Kandertal! Die ganze Familie will sich den Fussweg sparen und steigt leichtsinnig in das Transportbähnchen. Das Seil reisst – die Reise endet im Spital.
Publiziert: 02.07.2018 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 25.10.2018 um 15:54 Uhr
Gabriela Battaglia und Peter Gerber (Fotos)

Die Alp Unterniesen oberhalb von Reichenbach BE im Kandertal: Hier sind Bauer Alois K.* (56) und seine Frau Monika K. (46) am Werk, stellen ihren in der Region prämierten Alpkäse her. Zu Hand gehen ihnen ihre beiden Töchter, auch der Freund einer Tochter hilft tatkräftig mit. 

Hinunter zur Talstation auf 1650 Meter führt ein kleines Transportbähnchen. Dann die fatale Entscheidung: Zu fünft quetscht sich die Älplerfamilie an diesem Samstag in die kleine Holzkiste! Sie ist eigentlich nur für Waren gedacht. Sicherungen an der Seite gibt es nicht. Zu Fuss dauert diese Strecke im Steilhang rund 45 Minuten.

Die Polizei ermittelt

Dann das Drama: Das Seil reisst – die Insassen stürzen aus rund zehn Metern zu Boden! Der Unfall wird der Kantonspolizei Bern um 13.50 Uhr gemeldet. Das Gelände ist unwegsam, zwei Rega-Helis und ein Heli der Air-Glaciers rücken aus. Denn das Ehepaar hat sich beim Sturz schwere Verletzungen zugezogen. Das Ehepaar wird ins Inselspital gebracht, der Vater muss notoperiert werden.

Aufatmen: Der Zustand des Paars sei aber nicht kritisch, wie Sarah Wahlen, Sprecherin der Kapo Bern, gegenüber BLICK sagt. Die beiden Töchter von Alois und Monika K. kommen mit leichten Verletzungen davon. Sie können noch am gleichen Tag das Spital verlassen. Riesiges Glück hat der Begleiter: Er bleibt gar unverletzt.

Doch wie konnte der Unfall passieren? Die Kantonspolizei Bern hat nun Ermittlungen aufgenommen. «Ob mit dieser Seilbahn Personen befördert werden dürfen, muss nun abgeklärt werden», sagt Mediensprecherin Sarah Wahlen.

Freund der Familie ist schwer geschockt

Bei der Talstation liegt das Stahlseil am Boden. Rund 100 Meter weiter oben ist die Transportkiste am Boden, sie ist voller Blut. Als BLICK vor Ort ist, steigt ein älteres Ehepaar hinunter. Der Mann schwingt einen Wanderstock und brüllt: «Ich bin der Besitzer dieses Geländes und auch der Transportbahn. Verschwinden Sie, ich verständige gleich die Polizei.» 

Ein guter Bekannter von Alois K. ist schwer geschockt, als er vom Unfall hört. Er kennt die Transportbahn, kann kaum glauben, dass die Familie zu fünft darin sass: «Alois ist so ein verantwortungsvoller Vater! Der hätte das doch nie zugelassen. Er würde niemals seine Familie in Gefahr bringen.» 

In Reichenbach unten erzählt man sich, dass die Transportbahn wegen des vielen Schnees im letzten Winter diesen Frühling geflickt werden musste. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass da etwas schieflief», sagt der Nachbar. «Die Bahn muss ja regelmässig gewartet und kontrolliert werden.» 

* Name geändert 

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