Advents-Himmelsspektakel
Am Wochenende schneit es Sternschnuppen

Die Erde durchquert dieses Wochenende den Meteorstrom der Geminiden, was für unzählige Sternschnuppen sorgt. Mit dem Stern von Bethlehem hat das Phänomen jedoch nichts zu tun.
Publiziert: 13.12.2019 um 12:58 Uhr
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Aktualisiert: 13.12.2019 um 13:12 Uhr
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Eine riesige Sternschnuppe am Nachthimmel über Arosa GR (Archiv).
Foto: Keystone

Wer einer Sternschnuppe in der Adventszeit einen Weihnachtswunsch anvertrauen will, darf sich auf die kommenden Nächte freuen: Der alljährliche Meteorstrom der Geminiden hat die Erde erreicht, und nun stehen die Nächte mit den meisten Sternschnuppen bevor. Himmelsgucker können verstärkt Sternschnuppen des berühmten Schwarms über das vorweihnachtliche Firmament flitzen sehen, wolkenfreien Himmel vorausgesetzt.

Ihren Höhepunkt erreichen die Geminiden am Samstag – dann dürften am Morgen- und Abendhimmel dutzende Sternschnuppen pro Stunde aufleuchten. Einen Wermutstropfen gibt es allerdings in diesem Jahr: Zur Zeit des Geminidenmaximums wird der fast volle Mond am Nachthimmel die schwächeren Meteore überstrahlen.

Doch zum Glück bringt der nach dem Sternbild Zwillinge – lateinisch gemini – benannte Schwarm erfahrungsgemäss viele helle Sternschnuppen hervor. Zum Beobachten der vorweihnachtlichen Himmelsflitzer eignen sich zwar am besten dunkle Orte fernab der lichtdurchfluteten Städte, die hellsten Geminiden sind aber auch am Grossstadthimmel zu sehen. Wer den Meteorstrom fotografieren will, sollte eine Kamera mit einem Weitwinkelobjektiv auf ein Stativ montieren und eine Langzeitbelichtung wählen.

Ungünstige Wetterbedingungen

Das Wetter ist dieses Jahr denkbar ungünstig – zumindest auf der Alpennordseite dürften die Wolken kaum freie Sicht auf den Himmel gewähren, wie Klaus Marquardt von Meteo News auf Anfrage von BLICK erklärt. «Am besten lassen sich die Sternschnuppen im Tessin oder im Engadin beobachten», sagt der Meteorologe. «Im Norden ist es stürmisch und hat viele Wolken.» Selbst im Süden sei am Samstagmorgen nicht wirklich günstig, weil mit hohen Wolken zu rechnen sei. «Nur am Abend ist es dann relativ sicher, dass gute Verhältnisse herrschen.»

Obwohl sie zu den grössten Sternschnuppenschwärmen des Jahres zählen, stehen die Geminiden meist im Schatten der wesentlich bekannteren Perseiden, die alljährlich am Augusthimmel aufleuchten. Dass die Geminiden weniger populär sind, liegt vor allem an der Jahreszeit ihres Auftretens: Das kalte und oft trübe Dezemberwetter bietet Sternschnuppenjägern nun einmal unbequemere Beobachtungsbedingungen als die lauen Perseidennächte im Sommer.

Bei der Namensgebung für den Geminidenschwarm stand das Sternbild Zwillinge mit seinen hellen Hauptsternen Castor und Pollux Pate, weil die Sternschnuppen aus genau dieser Richtung zu fallen scheinen. Den scheinbaren gemeinsamen Ausgangspunkt der Meteorbahnen bezeichnen die Astronomen als Radiant – der Radiant der Geminiden liegt also in den Zwillingen.

Staubpartikel, die in die Erdatmosphäre eintreten

In Wahrheit entstammen die Sternschnuppen jedoch einer Staubwolke, die unsere Erde auf ihrer Bahn um die Sonne jedes Jahr um dieselbe Zeit durchquert. Dabei treten die Staubpartikel in die Erdatmosphäre ein, in der sie dann die als Sternschnuppen bekannten Leuchterscheinungen erzeugen.

Bei den Geminiden ist der Ursprung dieser Staubwolke ungewöhnlich. In der Regel gehen Meteorströme auf winzige Überreste von Kometen zurück – Schweifsterne, die bei der Annäherung an die heisse Sonne Staub freisetzen, der sich dann über die Kometenbahn verteilt.

So liegt beispielsweise der Ursprung der Perseiden in der kosmischen Staubspur des Kometen «Swift-Tuttle», der etwa alle 130 Jahre der Sonne einen Besuch abstattet. Anders die Geminidenstaubwolke: Sie stammt nicht von einem Kometen, sondern geht auf einen kleinen Asteroiden zurück – also einen eher festen Kleinkörper unseres Sonnensystems.

Der Geminidenasteroid heisst Phaeton. Er wurde erst 1983 entdeckt und umrundet die Sonne in weniger als eineinhalb Jahren. Forschungen ergaben, dass die für Asterioden ungewöhnliche Staubspur von Phaeton durch Eis unter dessen Oberfläche erklärbar sein könnte.

So sieht man die Sternschnuppen am besten
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Neues Phänomen

Die Geminiden weisen noch weitere Besonderheiten auf. So ziehen die Meteore des Stroms vergleichsweise langsam über den Himmel. Grund ist die geringe Geschwindigkeit, mit der die Geminidenteilchen in die Atmosphäre eintauchen: Sie beträgt «nur» 122'000 Kilometer pro Stunde – bei den Perseiden sind es hingegen stolze 212'000 Kilometer pro Stunde.

Als weitere Eigentümlichkeit der Geminiden gilt, dass in den Stunden des Sternschnuppenmaximums zunächst die lichtschwächeren und erst später die hellsten Meteore aufleuchten. Besonders auf diese hellen Geminiden dürften sich jene freuen, die beim Anblick einer Sternschnuppe an die Erfüllung eines Wunschs glauben.

Mit dem in der Bibel beschriebenen Stern von Bethlehem haben die Geminiden übrigens nichts zu tun. Die Geminiden-Sternschnuppen sind ein relativ neues Phänomen, das erst seit Ende des 18. Jahrhunderts in Erscheinung tritt. Die Anzahl Sternschnuppen des Meteorstroms ist bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts deutlich gestiegen. Die Aktivität nimmt inzwischen jedoch wieder ab und wird am Ende dieses Jahrhunderts komplett verschwinden. (SDA/noo)

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