Achtung!
«Taubstumme» sacken Bargeld ein

Sie geben vor, Geld für ein Hilfswerk zu sammeln. Doch es fliesst in die eigene Tasche. In den letzten Monaten sind Betrüger in der Schweiz wieder besonders aktiv.
Publiziert: 01.11.2011 um 13:17 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 14:08 Uhr
Von Melanie Gath

Sie geben vor, taubstumm zu sein. Insbesondere junge Menschen drücken auf die Tränendrüse und sammeln auf der Strasse Spenden. Mit gefälschten Unterschriftenbögen reissen die Betrüger den Helfenden die Spendierhosen vom Leib und das Geld aus der Tasche.

Die Kapo Graubünden erhalte regelmässig Reklamationen von Bürgern, wie die Zeitung «Südostschweiz» heute berichtet. Ein ihnen bekannter Fall: Eine ältere Dame wird an der Kantonalbank Graubünden abgefangen. Eine junge Frau hält ihr den Unterschriftenbogen eines Hilfswerks vor die Nase, drängt die Frau zur Unterschrift und vor allem zur Spende. Es funktioniert. Unter Zeitdruck unterschreibt die Frau und spendiert zehn Franken. Und weg ist die Betrügerin. Die Kapo sagt, es handle sich meist um rumänische Fahrende.

Organisation prüfen und Polizei informieren

Auch in Zürich gehen die Betrüger um. Esther Surber, Mediensprecherin der Kapo Zürich, sagt zu Blick.ch: «Solche Meldungen gingen bei der Kantonspolizei Zürich in den vergangenen zwei bis drei Monaten sporadisch ebenfalls ein.» Sowohl Spender als auch Personen, denen die Sammler suspekt vorkamen, hätten angerufen.

Surber erklärt: «Erhalten wir eine entsprechende Meldung rücken wir umgehend aus, um die beschriebenen Personen einer Kontrolle zu unterziehen. Oft ist es jedoch so, dass diese ihren Standort bereits gewechselt haben.» Ihr Ratschlag: «Die Personen sollten lieber kein Bargeld spenden und einen Einzahlungsschein verlangen.» Dann bleibe Zeit, um die Organisationen zu prüfen. Bestehe Unsicherheit, sollten die angesprochenen Personen über den Notruf 117 die Polizei informieren.

Bei der Schweizerischen Kriminalprävention ist das Problem bekannt. Die stellvertretende Geschäftsleiterin Chantal Billaud sagt: «Das sind immer wieder Phasen. Im Sommer erreichten uns Meldungen aus verschiedenen Kantonen.»

«Organisierte Bettelbanden aus dem Osten»

Die Leute seien relativ gut organisiert. «Mit der Mitleidsmasche versuchen sie, den Leuten Geld zu entlocken», sagt Billaud. Wer dahinter steckt, lässe sich nicht pauschal sagen. Gemäss polizeilichen Erkenntnissen handle es sich aber oft um organisierte Bettelbanden aus dem Osten. Billaud rät: «Bei Spendenaufrufen sollte man immer vorsichtig sein, sich nicht unter Druck setzen lassen und sich die nötigen Bewilligungen zeigen lassen.»

Seriöse Spendensammlungen könnten eine Bewilligung der Gewerbepolizei vorweisen, gäben Einzahlungsscheine ab, könnten gut dokumentieren, wofür die Spenden gebraucht werden und seien im Idealfall von der Schweizerischen Zertifizierungsstelle für gemeinnützige Organisationen (ZEWO) geprüft. Doch auch die ZEWO warnt. Denn ihr Logo werde von den Betrügern missbraucht und gefälscht.

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