Die Hälfte der Vorfälle wurde in den USA dokumentiert, rund ein Drittel in Australien, wie der Spinnenforscher Martin Nyffeler von der Universität Basel mit seinem Kollegen von der amerikanischen University of Georgia, Whitfield Gibbons, herausfand. Insgesamt gebe es Berichte zu mehr als 90 Schlangenarten, die von über vierzig Spinnenarten erbeutet worden seien.
Die Spinnen sind bei ihrer Beutejagd überaus erfolgreich: Fast neun von zehn der gefangenen Schlangen wurden getötet, nur 1,5 Prozent konnten sich aus eigener Kraft befreien, die anderen wurden von Menschen gerettet.
In Europa sind allerdings kaum Fälle von Schlangen-fressenden Spinnen bekannt, in der Schweiz gar keine. Der Grund dürfte sein, dass die einheimischen Nattern und Vipern auch als frisch geschlüpfte Jungtiere zu gross und zu schwer sind, als dass Spinnen sie hierzulande überwältigen könnten, wie die Uni Basel am Montag mitteilte.
Trotzdem: Spinnen können Schlangen verspeisen, die zehn- bis dreissig Mal grösser sind. So töten und fressen die Achtbeiner bis zu einem Meter lange Schlangen, am häufigsten jedoch sehr junge, frisch geschlüpfte Tiere. An ihrem Schlangen-Mahl laben sich die Spinnen oft stunden- bis tagelang.
Die erfolgreichste Schlangen-Jägerin ist die Schwarze Witwe aus der Familie der Kugelspinnen (Theridiidae). Ihr für Wirbeltiere spezifisches Nervengift und ihre besonders reissfesten Netze helfen ihr beim Beutefang. Tatsächlich kann das Gift von vielen Spinnenarten auch für Menschen tödlich sein.
Allerdings gelten auch viele der Opfer-Schlangen als hochgiftig – was die Spinnen nicht unbedingt abschreckt. Die Rotrückenspinne (Australische Schwarze Witwe) beispielsweise überwältigt die zur selben Familie wie die Kobras gehörenden Scheinkobras.
«Diese Scheinkobras gehören zu den giftigsten Schlangen der Welt, und es ist sehr faszinierend zu beobachten, dass sie im Kampf mit Spinnen jeweils unterliegen», sagte Nyffeler gemäss der Mitteilung. Manchmal werde der Spiess aber auch umgedreht, schreiben die Forscher: Viele Schlangenarten fressen ihrerseits Spinnen auf.
https://doi.org/10.1636/JoA-S-20-050
(SDA)