Abfall bleibt im Schlamm zurück
So kämpfen Festivals gegen die Müll-Hölle

Noch nie kamen so viele Rockfans ans Greenfield-Openair wie dieses Jahr. Sie verschaffen dem Aufräum-Team eine Heidenarbeit.
Publiziert: 15.06.2016 um 12:53 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 09:35 Uhr
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Neuer Besucherrekord – neuer Abfallrekord? Die Musikfans hinterliessen in Interlaken ein Bild der Verwüstung.
Foto: 8989 Leserreporter
Lorenz Zahler und Stéphanie Jenzer

Verlassene Zelte, Bierdosen, Kleider: Der Flugplatz in Interlaken BE gleicht nach dem Greenfield-Festival einer Mülldeponie. Das Openair dauerte zum ersten Mal vier Tage und zog 100'000 Besucher an – das ist Rekord.

Die Rockfans hinterlassen ordentlich viel Abfall. So viel, dass die Aufräumarbeiten noch bis Ende Woche dauern. «Wegen dem Wetter sind wir sicher noch bis diesen Freitag dran», sagt Greenfield-Mediensprecher Michael Andai zu BLICK.

Wie viel Müll die Rockfans produzieren, will Andai nicht verraten. Das Abfallkonzept sei jedoch aufgegangen, versichert er. 

Foto: KEY

Festival setzt auf Mehrweggeschirr

Um die Fans schon zu Beginn auf das Thema Abfall aufmerksam zu machen, erhielten die Musikfans gleich beim Eintritt aufs Gelände einen Abfallsack und einen Jeton. Das Depot von zehn Franken bekamen sie erst zurück, wenn sie den Abfallsack wieder voll zurückbrachten. «Wir hatten zudem 20 Franken Depot auf die weissen Pavillon-Zelte. Trotz Schlamm und Regen haben über 80 Prozent der Besucher diese wieder zurückgebracht», sagt Andai erfreut.

PET-Flaschen und Aludosen mussten separat in den Recyclingstellen auf dem Campingplatz entsorgt werden. Grundsätzlich habe dies auch gut funktioniert: «Die jungen Leute wachsen ja mittlerweile mit Recycling auf und machen stark mit», so Andai. Verwendet wurde zudem ausschliesslich Mehrweggeschirr.

Zusätzlich sorgten Reinigungsteams auf der Strecke zwischen dem Gelände und dem Bahnhof für Sauberkeit.

St. Gallen: Zwei Kilo Abfall pro Besucher

Beim Openair St. Gallen vom 30. Juni bis 3. Juli geht man mit einem ähnlichen Konzept vor – die Ostschweizer sind aber noch strenger. «Aludosen und Glas sind verboten», sagt Mediensprecherin Sabine Bianchi. Hier wird der Abfall bereits seit 25 Jahren getrennt.

«Auf dem Gelände sorgen zudem sogenannte Trash-Heroes für Sauberkeit», sagt Bianchi, falls doch einmal jemand seinen Abfall liegen lässt. In der Regel produziert ein Besucher am Openair St. Gallen pro Tag 2 Kilogramm Müll. Die Rückgabequote des mit Depot belegten Mehrweggeschirrs lag letztes Jahr bei stolzen 93 Prozent.

Foto: KEY

Auch in St. Gallen gilt die 20-Franken-Depot-Regel für Zelte. Letztes Jahr nahmen die Besucher so 85 Prozent aller Zelte wieder mit. Mit dieser Zahl ist Bianchi zufrieden, das Depot soll daher nicht erhöht werden. «Auch wenn eine noch höhere Rückgabequote natürlich schon wäre», so Bianchi.

Das Openair Frauenfeld, das Anfangs Juli über die Bühne geht, wollte zum Abfallkonzept gegenüber BLICK keine Stellung nehmen. Auf der Webseite führen aber auch sie die Depot-Regel für Zelte auf und weisen auf die PET- und Alusammelstellen hin

In der Schlafzone wird auf dem Gurten nur geschlafen

Vom 14. bis 17. Juli startet in Bern das 33. Gurtenfestival. Auch hier kommen Trash-Heroes zum Einsatz, erklärt Mediensprecher Simon Haldemann. «Wenn das Gelände nie mit Abfall übersät ist, haben die Besucher auch keinen Anreiz, etwas liegen zu lassen», so die Erfahrung, die Haldemann am Gurtenfestival gemacht hat.

Mitgebrachte Zelte werden auf dem Berner Hausberg praktisch alle mitgenommen. «Wir haben keinen Campingplatz, sondern eine Schlafzone», erklärt Haldemann weiter, mitgebrachte Sofas oder Grillroste seien nicht erlaubt. Die Besucher halten sich daher nur zum schlafen dort auf.

Besucher am Gurtenfestival vor der Sleeping Zone, die jeweils um 10 Uhr öffnet (Archivbild).

Wer zudem am Ende des Festivals einen Abfallsack zurück bringt, wird mit einem kleinen Geschenk belohnt, so der Mediensprecher. (stj/lz)

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