Abdankungsfeier für Annette Ringier (†76)
Ein Abschied wie das Leben

Familie, Freunde, Freundinnen und Bekannte nahmen in der Zürcher Kirche St. Peter Abschied von Annette Ringier.
Publiziert: 27.02.2020 um 06:46 Uhr
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Aktualisiert: 27.02.2020 um 16:58 Uhr
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Annette Ringier (†76), Mitbesitzerin des Ringier-Verlags, ist Ende Januar nach kurzer Krankheit verstorben.
Foto: Keystone
Andreas Dietrich

Es gibt diese Abdankungen, bei denen man am Ende nicht weiss, von wem man Abschied genommen hat. Routiniert der Ablauf, austauschbar die Worte, unpersönlich sogar die Erinnerungen. Und dann gibt es das andere. Da geht es so unverwechselbar und intensiv um den Menschen, der verstorben ist, dass selbst in seiner endgültigen Abwesenheit eine lebhafte Nähe entsteht. Der Anlass bleibt traurig, sein Nachhall aber ist nicht trist.

So war es gestern, als Familie, Freunde, Freundinnen und Bekannte in der Zürcher Kirche St. Peter Abschied nahmen von Annette Ringier (†76). Die Mitbesitzerin des Ringier-Verlags, der den BLICK herausgibt, war Ende Januar nach kurzer Krankheit verstorben. Sie hatte sich eine Abdankung gewünscht, die sich an Konventionen hält und trotzdem aus dem Rahmen fällt – ziemlich genau im Stil ihres Lebens.

Orgel und Schwyzerörgeli

So erschallten in der vollbesetzten Kirche St. Peter Orgelklänge, aber auch Melodien aus dem Schwyzerörgeli. Das Grosse und das Kleine, das Erhabene und das Lüpfige. Die vielfach interessierte Annette Ringier, unter anderem war sie auch Schauspielerin und Journalistin, hatte selber leidenschaftlich Schwyzerörgeli gespielt. Bei ihrer Abdankung trat die Formation Doppelbock mit Christine Lauterburg auf, die seit Jahren Volksmusik mit schrägem Einschlag macht. Und das «Vreneli ab em Guggisberg», eines der ganz wenigen Schweizer Volkslieder in Moll, durch den Kirchenraum schweben liess.

Auch der Lebenslauf, den BLICK-Verleger Michael Ringier verfasst hatte und der von Familienmitglied Roman Bargezi vorgetragen wurde, zeigte das Panoptikum eines knallbunten Lebens. «Sie ging den unorthodoxesten Lebensweg von uns allen», hiess es da. Unkonventionell im Privatleben, unermüdlich an Kunst, Kultur und Kurligem interessiert, grosszügig sozial engagiert. Selber wohlhabend, hatte es Annette Ringier «mehr mit Capuns als Kaviar» – und immer ein offenes Herz für alle, denen es weniger gut ging.

«Die Schwester, die sich jeder wünscht»

Annette Ringier war nicht die Mäzenin von oben herab, sondern die Freundin mittendrin. So schilderte sie an der Abdankung La Lupa, die wilde Tessiner Sängerin. «Ihre Freunde waren neben ihrer geliebten Familie ihre Ersatzfamilie. Sie hatte uns adoptiert.» Und Michael Ringier, ihr jüngerer Bruder, hatte sein Verhältnis zu ihr, und damit die Bedeutung des Verlusts, so formuliert: «Du warst die Schwester, die sich jeder wünscht.»

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