Innerhalb von einem Jahr haben sich die Kosten für eine Wildtierüberführung über die A1 im Aargau zwischen Suhr und Gränichen verdoppelt: Veranschlagt waren sieben Millionen, heute spricht man von 14 Millionen. Laut dem Bundesamt für Strassen (Astra) seien die Kosten bei Projektbeginn zu niedrig veranschlagt worden und deshalb nun massiv angestiegen.
Kein Herz für Fröschli
SVP-Nationalrat Ulrich Giezendanner stört sich nicht nur an der Verdopplung der Kosten zu Lasten des Staates: «Das ist aus meiner Sicht eine absolute Luxuslösung, da kostet jeder Frosch, der über die Brücke hüpft, schon 100'000 Franken», sagt der Transportunternehmer zur «Aargauer Zeitung». Das müsse sich billiger realisieren lassen: «Eine 50 Meter breite begrünte Brücke ist massiv übertrieben.»
Giezendanner will die teure Wildtierüberführung in Bundesbern thematisieren. «Wenn ich vom Astra keine befriedigende Erklärung erhalte, werde ich eine Interpellation einreichen oder die Kosten in der Fragestunde des Bundesrates zur Sprache bringen.»
Vertrauen in das Bundesamt für Strassen
Anders sieht dies Jonas Fricker, Nationalrat der Grünen: «Auch in der Schweiz sinkt die Biodiversität. Wildtierüberführungen wirken diesem Trend entgegen, indem sie das Ökosystem stabilisieren.» Es sei Pflicht der Astra, die Lebensräume einheimischer Wiltiere wieder zu vernetzen, nachdem Strassen und Bahnlinien diese verschnitten hätten.
Die Kosten könne er nicht einschätzen, da er über die Projektdetails nicht im Bilde sei. «Ich vertraue aber darauf, dass die Verantwortlichen beim Bundesamt für Strassen keine unnötigen Ausgaben tätigen», sagt Fricker.
Versprochen ist versprochen
Auch für die CVP-Grossrätin und Präsidentin des WWF Aargau Regula Bachmann ist klar: Das Bauprojekt ist unumgänglich. «An dieser wichtigen Stelle ist schon lange eine Wildtierüberführung versprochen, es ist höchste Zeit, dass sie jetzt endlich realisiert wird.»
Für Kleintiere würde eine einfache Röhre wohl genügen – für grössere Arten brauche es aber eine Brücke, sagt Bachmann zur Kritik der SVP. «Dass die Kosten aus der Strassenkasse bezahlt werden, ist völlig richtig, es sind schliesslich die Strassen, welche die Lebensräume der Tiere zerschneiden» (kra)