Zwischen Mesocco und Soazza, nur 500 Meter von den Dörfern entfernt, war gestern Abend um 18 Uhr ein riesiger Waldbrand ausgebrochen. Feuerwehr-Korps sowie Rettungskräfte – insgesamt rund 60 Personen – wurden jedoch vor Mitternacht nach Hause geschickt. «Die können momentan nichts machen, der Brand ist zu gross», sagte eine Leserreporterin gestern Nacht zu BLICK.
Ein weiterer Leserreporter sagte: «Es ist unheimlich, wie schnell sich das Feuer ausgebreitet hat. Innerhalb sechs Stunden stand praktisch schon der halbe Berg in Flammen.» Den Rauch habe man kilometerweit riechen können.
Wegen des Windes konnten die Helis nicht fliegen. Der Waldbrand breitete wegen des starken Nordföhns bis zum Morgengrauen auf rund 1200 Meter auf 400 Meter aus. Das entspricht etwa einer Fläche von 90 Fussballfeldern.
Drei Superpumas der Armee mit Infrarotkameras im Einsatz
Seit heute Morgen kämpfen drei Superpumas der Schweizer Armee und drei private Löschhelis von Heli Rezia erneut gegen die Flammen. Ein schwieriges Unterfangen! Starker Wind und zwei Hochspannungsleitungen erschweren den Einsatz. Bei einem Fussballplatz hat die Feuerwehr eine Nachfüllstation eingerichtet.
Der Brand frisst sich den Hang hinauf, bedroht einige unbewohnte Maiensässe weiter oben am Berg. Neben dem Laubwald brennt auch der Nadelwald bis auf 1600 Meter Höhe. «Es sind etwa 120 Hektaren Wald betroffen», sagte Förster Luca Plozza am Nachmittag in einer Pressekonferenz. Bedroht sei auch ein Schutzwald.
Das grosse Problem: Vom Boden aus können die Feuerbekämpfer nichts unternehmen. Die Löscharbeiten konzentrieren sich auf die Nordflanke des Tales zwischen Mesocco und Soazza. Am Nachmittag konnte die Polizei wenigstens wieder die Kantonsstrasse freigeben, später auch die Autobahn A13.
«Wir gehen davon aus, dass der Brand nicht so schnell gelöscht werden kann», sagt Einsatzleiter William Kloter (32) zu BLICK. Im besten Fall dauere das vier bis fünf Tage. Im schlimmsten Fall könnten die Arbeiten Wochen in Anspruch nehmen. «Die Glutnester müssen am Boden von Hand bekämpft werden», sagt Kloter. Er sei sehr aber froh um die Hilfe der Armee: Mit ihren Infrarot-Kameras erkennen die Superpumas die Glutnester auch in der Nacht.
Zigarette aus dem Autofenster geworfen?
Die Feuerwehren von Calanca, Misox und Roveredo stehen mit 50 Menschen auf Abruf bereit, um einzugreifen, sobald Bodentruppen in das Waldbrandgebiet vorrücken können.
«Wir mussten die beiden Hochspannungsleitung abstellen, damit wir gefahrenlos arbeiten können», sagt Kloter. Ausserdem bedrohen Felsstürze die Arbeiten: «Es können Steine und Felsen auf die Strasse fallen.» Wenn die Vegetation wegen des Feuers geschwächt sei, würde der Hang instabil.
Die Ursache des Brandes kennt die Polizei noch nicht. Brandstiftung komme allerdings eher nicht in Frage. Da das Feuer nahe der Verkehrswege in der Talsohle begonnen habe, sei es durchaus möglich, dass eine Unachtsamkeit – beispielsweise eine weggeworfene Zigarette – am Anfang des Infernos stehe.
Verletzte gab es offenbar nicht. Allerdings mussten gestern um 20 Uhr wegen des starken Rauches vier Menschen aus zwei Wohnhäusern in Mesocco evakuiert werden.
Evakuierungen in der Leventina – Teenager Schuld am Feuer
Bei einem zweiten Brand im Gebiet des Monte Doro oberhalb von Chironico hat die Rega schon gestern Menschen evakuieren müssen. Das Inferno, das seit gestern in der Leventina wütet, ist laut der Tessiner Kantonspolizei und der Jugendanwaltschaft von einem Feuer ausgegangen, das vier Minderjährige entfacht haben.
Die vier 16-Jährigen, die auf dem Monte Doro offenbar in den Ferien waren, sollen im Freien ein Feuer entfacht haben. Wegen des starken Windes und des trockenen Bodens habe sich dieses fahrlässig angezündete Feuer schnell ausgebreitet.
Mittlerweile mussten 29 Menschen per Helikopter ins Tal geflogen werden. Die Löscharbeiten wurden heute Morgen wieder aufgenommen. Nach Angaben der Polizei sind vier Helikopter im Einsatz. Verletzte gibt es bisher nicht. Im Einsatz sind 40 Personen der Feuerwehren von Biasca, Faido und Tre Valli. Am Nachmittag kriegten die Brandbekämpfer die Situation unter Kontrolle. Ein Dutzend Feuerwehrleute wurden für die Überwachung in der Nacht auf Donnerstag eingesetzt. Die Löscharbeiten sollen am Morgen fortgesetzt werden.
Weiter brannte es heute auch bei Camorino am Fusse des Monte Ceneri in der Nähe von Bellinzona. Zu diesem Brand sind noch keine Details bekannt. Allerdings hat die Polizei das Feuer unter Kontrolle, wie sie am Vormittag meldet. (sda/kra/gru/stj/bih)