Wer heute Morgen mit dem Zug zur Arbeit fuhr, brauchte vor allem eins: Nerven. So war die Strecke Zofingen-Bern zwischen Rothrist und Zofingen wegen vereister Bahnanlagen bis 11 Uhr nicht befahrbar. Ebenfalls betroffen war die Region Lenzburg. Schuld dafür war eine, von ungefähr 7400 Weichenheizungen, die ausgefallen war. Die SBB verzeichnete heute Morgen jedoch noch weitere Störungen, weil Weichenheizungen den Geist aufgegeben hatten.
«Jedes Jahr, wenn der Schnee kommt, gibt es Probleme. Bei den SBB fällt ein einziges halt schneller auf. Fällt wie heute Morgen eine Weichenheizung auf einer stark befahrenen Strecke aus, gibt es schnell einen Dominoeffekt», sagt Daniele Pallecchi, Mediensprecher der SBB.
Geduld brauchten zudem Passagiere des «Bipperlisi»: Zwischen Ober- und Niederbipp ging ebenfalls zeitweise nichts mehr. Die Strecke zwischen Lenzburg und Rupperswil auf der Linie Aarau-Zürich war ebenfalls nur beschränkt befahrbar. Betroffen waren S-Bahnen und Schnellzüge.
Nicht nur der Schienenverkehr hatte heute Morgen Mühe mit Eis und Kälte, auch auf den Strassen gab es zahlreiche Unfälle. In der Region Bern/Solothurn war die A1 Richtung Zürich zwischen Kriegstetten und der Verzweigung Luterbach von kurz vor 6 Uhr bis circa 9 Uhr erst komplett, später noch teilweise gesperrt. Grund waren zwei Unfälle.
In Luterbach kam es am frühen Morgen zu einer Auffahrkollision mit mehreren Fahrzeugen, eine Frau wurde dabei leicht verletzt. Sie hatte die Kontrolle über ihr Auto verloren, das Fahrzeug war ins Schleudern geraten und in die Mittelleitplanke gekracht. Ein Lieferwagen sowie vier weitere Autos kollidierten in der Folge miteinander beziehungsweise mit dem Unfallfahrzeug. Deren Fahrer wurden nicht verletzt.
Beifahrerin (63) in Wohnmobil eingeklemmt
Deutlich weniger glimpflich verlief der Crash zwischen einem Wohnmobil und einem Sattelschlepper kurz darauf bei Recherswil BE: Drei Personen wurden verletzt. Der Verkehr staute sich in der Folge bis Kirchberg.
Weshalb der Wohnmobil in den Sattelschlepper krachte, ist noch unklar. Zum Unfall war es auf dem Überholstreifen gekommen. Die Beifahrerin (63) des Wohnmobils wurde dabei eingeklemmt und trug schwere Verletzungen davon. Sie musste von der Feuerwehr aus dem Auto befreit werden. Bei den weiteren Verletzten handelt es sich um den Wohmobil-Fahrer (67) und eine weitere Mitfahrerin (61). Zwei Hunde, die sich ebenfalls im Wohnmobil befanden und die Kollision unbeschadet überstanden, wurden ins Tierheim gebracht.
Juristische Konsequenzen hat der Crash zudem für neun weitere Personen. Sie hatten Aufnahmen des Crashs gemacht und sich dabei nicht mehr auf den Verkehr konzentriert. Sie würden wegen «Vornehmens einer Verrichtung» angezeigt, schreibt die Berner Kantonspolizei. Sie müssen mit einer Busse oder einer Geldstrafe rechnen.
Insgesamt kam es im Kanton Solothurn seit gestern Abend zu rund 20 Unfällen.
Auf den Schienen gelandet
In der Ostschweiz – zwischen Wil und Münchwilen – führte ein Unfall ebenfalls zu Stau auf der A1 Richtung Zürich. Weitere Crashs ereigneten sich in den beiden benachbarten Halbkantonen: In Appenzell baute eine 22-jährige Autofahrerin gestern Abend einen Selbstunfall, als sie in einer Kurve die Kontrolle über das Fahrzeug verlor. Das Auto landete auf den Schienen der Appenzeller Bahnen, deren Betrieb vom Unfall aber nicht beeinträchtigt worden sei, wie die Polizei mitteilt.
In Herisau war eine Autofahrerin mit ihrem Fahrzeug ins Schleudern geraten, gegen ein Wiesenbord gekracht und auf die Seite gekippt. Die Verletzte wurde ins Spital gebracht.
Vom Winter böse überrascht wurden auch zahlreiche Autofahrer im Kanton Bern: Die Kantonspolizei zählte seit gestern Abend rund 45 Unfälle wegen schneebedeckter Strassen. Betroffen seien insbesondere die Regionen Seeland, Berner Jura, Emmental und Oberaargau.
Eine Autolenkerin kollidierte am Freitagmorgen in Schnottwil (SO) mit einem Baum. Die Frau fuhr auf der Bürenstrasse in Fahrtrichtung Wengi bei Büren, wie die Kantonspolizei mitteilte. Als sie wegen Schneematsch und Eis ihre Fahrtgeschwindigkeit anpassen wollte, brach das Heck aus und die Lenkerin verlor die Kontrolle über das Fahrzeug. In der Folge geriet sie auf die Gegenfahrbahn und kollidierte dort nach rund 30 Metern mit der linken Fahrzeugseite mit einem Baum. Die Lenkerin blieb unverletzt, das Fahrzeug erlitt Totalschaden.
Rettungsdienst verzeichnet mehr Stürze
Wegen des Schneefalls und der Glättegefahr waren in der Stadt Zürich seit drei Uhr morgens 115 Fahrzeuge des Winterdienstes unterwegs: «Gestern Abend waren nur 12 Fahrzeuge in den höheren Quartieren im Einsatz», sagt Leta Filli, Mediensprecherin der ERZ Entsorgung + Recycling Zürich zu BLICK. Wegen den vereisten Strassen kam es auch bei der Linie 34 zu Problemen, wie die Zürcher Verkehrsbetriebe mitteilten.
Nicht nur dem Verkehr machten die glatten Strassen zu schaffen. Denn der Rettungsdienst musste heute Morgen in der Stadt Zürich gleich mehrmals ausrücken, weil jemand gestürzt ist: «Zwischen sechs und neun Uhr gab es tatsächlich einige Einsätze weil Fussgänger wegen der Glätte ausrutschten», sagt Urs Eberle, Mediensprecher von Schutz & Rettung zu BLICK. «Es ist nicht üblich, dass wir in den Morgenstunden so viele Einsätze wegen Stürzen haben», erläutert er.
Erst ein «Hauch von Winter»
Obwohl der erste Schnee heute morgen für viel Unruhe gesorgt hat, wird er nicht lange liegenbleiben: «Von einem richtigen Wintereinbruch kann man noch nicht sprechen. Wohl eher von einem Hauch von Winter», sagt Roger Perret von Meteo News zu BLICK.
In nächster Zeit würde es kalt bleiben, Niederschlag bleibt in den kommenden Tagen aber aus: «Erst am Montag könnte es wieder ein wenig Schnee geben», prognostiziert der Meteorologe. Gegen Mitte der Woche wird es dann wieder milder und vor allem in den Bergen kann man das schöne Wetter geniessen. (lha/boo/SDA)
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