Es war schon dunkel, als sich Adelheid Romeo (†67) am letzten Samstag kurz nach 19 Uhr auf den Heimweg machte. Sie hatte gerade den Apéro in ihrer Stammbeiz in Gudo TI genossen und wollte noch mit ihrem kleinen Pekinesen Gassi gehen. Aber als sie auf dem Fussgängerstreifen die Kantonsstrasse überquerte, schlug das Schicksal erbarmungslos zu. Ein aus Richtung Locarno kommender Mercedes-Fahrer (53) übersah die Rentnerin in der Dunkelheit und erfasste sie. Adelheid Romeo wurde mehrere Meter weit durch die Luft geschleudert und blieb schwer verletzt auf der Strasse liegen. Die Rettungskräfte konnten ihr nicht mehr helfen.
Trotz der Distanz von Luzern ins Tessin gab es eine Nähe
Ihr Zwillingsbruder Moritz Schriber (67) ist am Boden zerstört. Er erfuhr am Sonntagmittag bei sich zu Hause in Emmenbrücke LU von der Tragödie. «Mein Göttibueb rief mich in Tränen aufgelöst an und erzählte mir, dass Heidi tot ist», sagt er zu BLICK. Er könne immer noch kaum glauben, dass sie nicht mehr da sei. «Es ist ein Albtraum. Sie starb nur wenige Meter von ihrer Wohnung entfernt.»
Mit leiser Stimme erinnert er sich an seine Schwester. «Heidi war so ein guter und lebensfroher Mensch», sagt Schriber. Sie habe das Tanzen geliebt und sei eine begeisterte Fasnächtlerin gewesen. «Darum kam sie auch jedes Frühjahr wieder aus dem Tessin zurück, wo sie seit über vierzig Jahren lebte.»
Die Zwillingsschwester ging als Köchin ins Tessin und verliebte sich
Seine Zwillingsschwester habe einst in einem Hotel in Locarno als Köchin gearbeitet. «Dann verliebte sie sich und heiratete.» Also blieb Heidi dort und bekam in den Jahren darauf zwei Söhne. Nach deren Auszug zog sie dann von Locarno nach Gudo. «Sie hat sich immer so liebevoll um die beiden gekümmert», sagt der trauernde Bruder. Er weiss: «Die beiden sind jetzt völlig verloren.»
Zur Trauer über den Verlust seiner Schwester gesellt sich bei Moritz Schriber auch Wut. Wut auf den Mann, der am Steuer des Mercedes sass. «Ich kann einfach nicht verstehen, dass er noch keinen Kontakt zu uns aufgenommen hat», sagt der Rentner. Er erwarte keine Entschuldigung von dem Mann, auch keine Erklärung. Aber: «Ich will wissen, wer Heidi totgefahren hat.»
Appell des Bruders: «Melde dich!»
Dass sich der Unfallverursacher auch fast eine Woche nach dem schrecklichen Unfall noch nicht bei der Familie gemeldet habe, könne er einfach nicht nachvollziehen. «Das ist doch das Mindeste», so der pensionierte Steuerberater. Er appelliert an den Mercedes-Fahrer: «Wenn er auch nur ein bisschen Mitgefühl hat, soll er sich bei uns melden.»