Als David Vencl (40) am Dienstag aus dem zugefrorenen Silsersee im Engadin steigt, ist er Weltrekordhalter – aber die Freude währt nicht lange. Denn der Tscheche hustet Blut, wird zur Kontrolle in Spital gebracht. 52 Meter tief tauchte der Extremsportler ins Eiswasser und das ohne isolierenden Neoprenanzug oder Pressluftflasche. Einzige Hilfsmittel: eine Badehose, ein paar Flossen, eine Badekappe und eine Maske, um das Gesicht zu schützen. Der 40-Jährige übertraf damit den bisherigen Rekord um zwei Meter.
Der Silsersee hat dem Extremsportler alles abverlangt: Genau eine Minute und 52 Sekunden dauerte es, bis er endlich wieder aus seinem Loch auftauchen und einen befreienden, tiefen Atemzug nehmen konnte.
Unter dem Eis ist es stockdunkel
Nichts wurde beim Rekordversuch dem Zufall überlassen. Schon seit einem Jahr bereitete sich Vencl auf den Rekordversuch vor – seit gut drei Monaten trainierte er täglich.
Im Team des Sportlers befanden sich 18 Helfer, viele sind aus Tschechien angereist. Darunter ein Mentalcoach, ein Tauchcoach und mehrere Taucher, die im Wasser für grösstmögliche Sicherheit sorgten.
Ebenfalls vor Ort: Der einheimische Eisfischer Antonio Walther aus Plaun da Lej, der den Silsersee und das Eis darauf sehr gut kennt. Er sagte zu Blick: «Das ist stockfinster da unten. Das Eis ist 40 cm dick und lässt keinen Lichtstrahl durch. Die Gefahr, die Orientierung zu verlieren, ist gross.»
Einen Notausgang ins Eis gebohrt
Das ist auch der Grund, warum das Team gleich drei Löcher ins Eis sägen musste: Neben dem eigentlichen Einstieg in die finsteren Tiefen wurde eine Art Notausgang angelegt.
Gerri Kurtz (45), Rettungschef vor Ort, sagte vor dem Rekordversuch: «Wir haben uns auf alle möglichen Szenarien vorbereitet.» Am Schluss gelang der Rekord – welche Verletzung sich Extremtaucher David Vencl dabei zugezogen hat, ist noch nicht klar.