Gestern vor genau 50 Jahren geschah die erste grosse Katastrophe in der Geschichte der Schweizer Luftfahrt. 80 Menschen fanden bei dem tragischen Unglück in Dürrenäsch AG den Tod. 43 der Opfer stammten aus Humlikon ZH. Die Gemeinde hatte damals nur 200 Einwohner und verlor auf einen Schlag ein Fünftel seiner Einwohner. 19 Ehepaare starben. 39 Kinder wurden zu Vollwaisen. Auch alle Gemeinderäte von Humlikon kamen ums Leben. Die Zeit stand einen Augenblick still. Gestern, am Jahrestag des Unglücks, reisten an die 60 Humliker im Bus an die Absturzstelle, um der Opfer zu gedenken.
An jenem Mittwoch, dem 4. September 1963, gehen die 43 Humliker auf einen Herbstausflug. Sie gehören zur örtlichen Milchgenossenschaft und wollen eine landwirtschaftliche Versuchsanstalt bei Genf besuchen. Kurz vor sieben Uhr steigen sie am Flughafen Zürich-Kloten in die Caravelle der Swissair. Die Maschine hat die Destination Rom mit Zwischenstopp in Genf. Neun Minuten nach dem Start, um 7.22 Uhr, stürzt das Flugzeug in ein Feld in Dürrenäsch AG. Alle Passagiere sterben.
Die Unfallursache: Am Rumpf war Feuer ausgebrochen. Wegen eines Rollmanövers vor dem Start hatte sich das Fahrwerk überhitzt. Aus einer beschädigten Leitung lief Öl und entzündete sich.
Robert Lindenmann (71) erlebt die Stunden nach der Katastrophe. Der damals 21-jährige Elektromonteur wird als Mitglied der Feuerwehr zum Unglücksort gerufen. Dem jungen Helfer bietet sich ein Bild des Grauens. «Überall lagen Metall- und Menschenteile», sagt der Rentner. «Auf dem Feld fand ich die Hand eines Mannes mit Ehering. Es war furchtbar.» Aus dem Einschlagkrater habe es bestialisch gestunken. «Unvorstellbar, fast alle 80 Leichen lagen komplett zusammengedrückt im Krater.»
Die Helfer hätten in dem Moment einfach funktioniert. «Wir machten unsere Arbeit, sammelten die Teile ein und legten sie in Plastiksäcke. Verarbeiten mussten wir das Geschehen selber. Care-Teams gab es noch nicht.»
Noch heute verfolgen ihn die Bilder manchmal nachts: «Dann liege ich wach im Bett und denke an den Tag zurück.» Verrückt machen liess er sich von dem Erlebnis aber nicht. «Ich blieb im Militär bei den Fliegertruppen, habe auch keine Flugangst bekommen.»
Bei der Gedenkfeier gestern waren neben Angehörigen der Opfer auch Vertreter der Gemeinden Dürrenäsch und Humlikon anwesend. Zwei Kränze wurden niedergelegt. «Diese Tragödie hat die Alteingesessenen näher zusammengebracht», sagte Heinz Vogt (63), Gemeindepräsident von Humlikon. «Noch nach 50 Jahren können wir gemeinsam der Verstorbenen gedenken.»
Bei den Hinterbliebenen hat sich der Tag ins Gedächtnis gebrannt. Alice Toggenburger (65) verlor ihre Eltern Marie († 49) und Heinrich († 53). «Meine Zwillingsschwester und ich waren auf dem Weg nach Hause von der Nähschule. Wir hielten bei einer Tankstelle», erinnert sie sich. «Da erzählte uns der Tankwart von dem Absturz. Ich konnte es nicht glauben und dachte, er machte einen blöden Scherz. Zu Hause hörten wir es dann im Radio.» Die 15-Jährige und ihre drei Schwestern wurden Vollwaisen. «Wir wussten damals nicht, wie es weitergehen sollte. Es war unvorstellbar, was da passiert ist.»
14 Jahre alt war Margrit Schmid (64), als ihre Eltern Frieda († 39) und Eduard († 46) Ruff starben. «Sie flogen das erste Mal und waren beide sehr aufgeregt. Im Ferienlager im Tessin erfuhr ich von dem schrecklichen Unglück.»
Der damals zweijährige Markus Knöpfli (52) verlor seine Mutter Paula († 30) und seinen Vater Jakob († 37). Er ist der jüngste Vollwaise der Katastrophe. «Ich kenne meine Eltern nur von Bildern. Es ist schlimm, dass ich sie nie wirklich kennenlernen konnte.» Der Bankangestellte wuchs bei seiner Grossmutter, im Heim und bei Pflegefamilien auf. Heute wohnt Knöpfli mit seiner Frau wieder auf dem Grundstück seines Elternhauses. «Es geht mir gut. Trotzdem denke ich jedes Mal an meine Eltern, wenn ich in ein Flugzeug steige.»
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