Vor gut einem Jahr, im Februar 2018, musste Postauto-Chef Daniel Landolf seinen Posten räumen. Mit ihm auch sein Finanzchef. Grund waren Enthüllungen um falsche Buchführungen, die sich in den folgenden Wochen und Monaten als «Postauto-Affäre» zum grössten Subventionsskandal der Schweizer Wirtschaftsgeschichte entwickeln sollten.
Über 200 Millionen Franken hatte sich die Postauto AG von Bund und Kantonen mit diversen Buchhaltertricks in mehr als zehn Jahren erschwindelt. Als Folge mussten sämtliche Geschäftsleitungsmitglieder der Postauto AG abtreten. Später musste auch Postchefin Susanne Ruoff gehen, weil die Untersuchungen an den Tag legten, dass sie und andere Geschäftsleitungsmitglieder des Postkonzerns von den Machenschaften bei der Postauto AG gewusst haben oder hätten wissen können.
Mit dem Fall beschäftigt sich derzeit unter anderem das Schweizer Bundesamt für Polizei (Fedpol). Bisher haben die Behörden gegen unbekannt ermittelt, sie wussten nicht, wer für die Postauto-Affäre verantwortlich war. Das hat sich nun geändert. Das Fedpol wirft Daniel Landolf und Roland Kunz im Zusammenhang mit dem Postauto-Skandal Leistungsbetrug vor, bestätigt eine Fedpol-Sprecherin der «SonntagsZeitung». Die Ermittler hätten gegen die beiden deshalb jetzt ein Verwaltungsstrafverfahren eröffnet.
«Arglistige Leistungen»
Das Fedpol wirft Landolf und seinem damaligen Finanzchef laut der «SonntagsZeitung» vor, in ihrer Funktion als Postauto-Verantwortliche «arglistig Leistungen des Gemeindewesens erschlichen» zu haben. Darauf sollen Bussen bis zu 30'000 Franken und Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren stehen.
Ob der Verdacht besteht, dass sich Landolf und der Finanzchef auch unrechtmässig selber bereichert haben, will das Fedpol nicht sagen, da es sich um ein laufendes Verfahren handle.
Auch für Susanne Ruoff könnte die Postauto-Affäre noch ein Nachspiel haben. In Postkreisen rechne man damit, dass das Fedpol auch gegen Ruoff und den ehemaligen Postfinanzchef Pascal Koradi ein Verfahren eröffnen werde, schreibt die «SonntagsZeitung». Die Fedpol-Sprecherin sagt, dass nicht ausgeschlossen sei, dass sich das Verfahren künftig gegen weitere Personen richten könne. Namen nennt sie allerdings keine. (vof)