450 Fr. Busse für Sprayer-Oma Anneliese Adolph (85)
«Ich hatte einen Nervenzusammenbruch»

Als Sprayer-Oma von Wittenbach machte Anneliese Adolph Schlagzeilen. Weil in ihrer Wohnsiedlung ein Fussballverbot für Kinder erlassen wurde, versprayte sie kurzerhand eine Verbotstafel der Verwaltung. Wegen Sachbeschädigung blüht ihr nun eine Busse von 450 Franken.
Publiziert: 29.12.2017 um 23:56 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 00:48 Uhr
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Griff zur Spraydose: Anneliese Adolph lief in Wittenbach SG Sturm gegen ein Fussballverbot in einem Wohnquartier.
Foto: Marco Latzer
Marco Latzer

Eine Schneeschicht liegt auf den Spielwiesen der Obstgarten-Überbauung in Wittenbach SG. Noch immer ist hier eine Verbotstafel mit roter Farbe versprayt. Denn als die Verwaltung diesen Sommer ein Fussballverbot für die Kinder im Quartier erlassen hatte, platzte Rentnerin Anneliese Adolph (85) der Kragen: Sie kaufte sich eine Spraydose und brachte ihren Ärger zum Ausdruck.

«Lasst die Kinder einfach Kinder sein!»

«Wer den Lärm spielender Kinder nicht ertragen kann, soll doch in den Wald ziehen», sagte die gebürtige Deutsche damals. «Lasst die Kinder doch einfach Kinder sein», forderte Adolph (BLICK berichtete). Für ihren Protest erhielt die Sprayer-Oma viel Zuspruch. Aber längst nicht alle Anwohner waren begeistert: Eine Nachbarin griff zum Hörer, als sie Adolph beim Sprayen ertappte.

Dann lief ein Strafverfahren wegen Sachbeschädigung gegen Adolph. Kurz vor Weihnachten musste sie wegen dem Vergehen bei der St. Galler Staatsanwaltschaft erscheinen. «Der Herr, der mich befragte, war sehr verständnisvoll. Ich nehme an, er war überrascht, es mit einer älteren Dame wie mir zu tun zu haben», berichtet die rüstige Pensionärin dem BLICK.

Verurteilung wegen Sachbeschädigung steht bevor

Da ihre Tat im Kampf um die Kinder unbestritten ist, erklärt sie sich mit einer Busse von 450 Franken einverstanden. «Sonst wäre die ganze Sache noch vor einem Gericht gelandet. Das wollte ich nicht. Mir fehlt dazu einfach die Kraft», so Adolph.

Die Frau war die letzten Wochen und Monate gesundheitlich angeschlagen. «Als mich meine Tochter von der Staatsanwaltschaft zurückbrachte, bin ich in meiner Wohnung umgekippt. Es war einfach zu viel. Ich hatte einen Nervenzusammenbruch!»

Die Sache mit dem Fussballverbot habe sie schwer getroffen, erklärt die Rentnerin. «Die Ungerechtigkeit in dieser Geschichte hätte mich fast ins Grab gebracht!» Zu der belastenden Befragung gesellten sich zuletzt noch weitere gesundheitliche Probleme wie chronische Gliederschmerzen und eine ansteckende Augenentzündung.

Adolph gibt Proteste auf

Zudem musste sie dem Staat für die Bestrafung ihre finanzielle Situation offenlegen. Adolph: «Das war wirklich alles sehr belastend, zu viel Stress. Aber jetzt geht es mir wieder von Tag zu Tag besser.»

Trotzdem würden ihre Kinder momentan noch die Einkäufe für sie erledigen. «Ich musste ihnen hoch und heilig versprechen, es mit dem Protestieren sein zu lassen», lacht Anneliese Adolph. 

Für das neue Jahr erhofft sie sich, dass die Verwaltung das Fussballverbot im Obstgarten-Quartier zurücknimmt. «Ich darf mich vielleicht nicht mehr einmischen, aber bereuen tue ich nichts!»

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