Während im Tal die Weihnachtsglöckchen läuteten, klingelten in den Skigebieten die Kassen. Frisch präparierte Pisten und prächtiges Wetter lockten über die Feiertage viele Schneesportler in die Berge. Schliesslich scheint das Skifahren und Snowboarden derzeit relativ sicher: Laut Gefahrenkarte ist die Lawinengefahr derzeit höchstens mässig hoch.
Doch die gelbe Farbe der Stufe 2 täuscht. «Wir haben momentan eine relativ heimtückische Situation», sagt Gian Darms vom Institut für Schnee- und Lawinenforschung, das die täglichen Lawinenbulletins erstellt. Der Fachmann spricht auch vom «Altschnee-Problem»: Labile Schneeschichten befinden sich weit unten in der Schneedecke und sind damit gleich doppelt gefährlich: Einerseits sieht man die Gefahrenlage an der Schneeoberfläche nicht, anderseits aber können Lawinen, die sich dann lösen, relativ gross werden.
Tödliche Unfälle über die Weihnachtstage
Dass die Lawinengefahr nicht zu unterschätzen ist, zeigen die vergangenen Tage. Drei Menschen kamen innert dreier Tage in Lawinen ums Leben. Am Samstag gerieten drei Wanderer bei einer Tour in St-Luc VS unter die Schneemassen. Einer konnte sich selbst befreien, die zwei weiteren Verschütteten wurden später gerettet. Eine der beiden, eine 29-jährige Waadtländerin, erlag tags darauf allerdings ihren schweren Verletzungen.
Zu einem weiteren Lawinenunglück kam es am Montag in Belalp VS: Ein 39-Jähriger wurde im Schnee begraben, als er mit Kollegen auf einer Skitour war. Ebenfalls ein Skitourenfahrer kam in Jenaz GR ums Leben. Am Sonntag fanden Rettungskräfte die Leiche des seit Samstag vermissten Franzosen (31) in einem Lawinenkegel.
Lawinengefahr steigt
Wer in den nächsten Tagen in den Bergen unterwegs ist, sollte deshalb Vorsicht walten lassen. Vor allem weil sich die Lawinengefahr in den nächsten Tagen nicht entschärft – im Gegenteil. Morgen und am Freitag sei in den Bergen mit einigen Zentimetern Neuschnee zu rechnen, sagt Roger Perret von Meteonews. «Am Samstag kommt dann eine massive Front, die mildere Luft und starken Regen bis auf 2000 Meter bringt.»
Zudem prognostiziert der Meteorologe teilweise heftigen Wind. Für Lawinenforscher Darms sind das deutliche Warnzeichen: «Die Lawinengefahr wird höchstwahrscheinlich ansteigen, im Süden mit Neuschnee bereits morgen.»
Besonders aufpassen müsse man in inneralpinen Gebieten, das heisst im zentralen und nördlichen Wallis sowie in grossen Teilen Graubündens. Hier habe es bis jetzt insgesamt weniger geschneit als in anderen Gebieten, erklärt Darms. Die Gefahr von Schneebrettern ist folglich höher, da schwache Schichten weniger gut durch Neuschnee überlagert sind.
Er empfiehlt, ausserhalb der gesicherten Pisten wachsam zu sein und sich defensiv zu verhalten. Das heisst: In steilem Gelände mit genügend Abstand nacheinander zu fahren und auf frische Schneeverfrachtungen an der Schneeoberfläche zu achten.
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