Es gab eine Zeit vor iPhone, Android und Co.: Vor wenigen Jahren telefonierten viele in der Schweiz mit einem Natel von Nokia, Motorola, Ericsson. Apps gab es keine, dafür SMS und kleine Bildchen via MMS. Die wahren Cracks konnten auch schon ultra-langsam ins Internet. Möglich machte das das 2G-Netz von Swisscom, Orange (heute Salt) und Sunrise.
Damit sollte Schluss sein, gaben die drei grossen Schweizer Netz-Anbieter an. Sie wollten sich auf den Ausbau von super-schnellen 4G- oder 5G-Antennen konzentrieren. Der Schock folgte rasch.
Schweizweit gibt es nämlich immer noch Tausende Handys, die nur das 2G-Netz kennen. Es sind Uralt-Handys oder Kult-Natels von Nokia und Co., die bei Trendsettern und Hipsters ein Revival erleben. Und von Wanderern geschätzt werden: Ihr Akku hält ewig. Zudem ist man auch ohne Snapchat und Co. telefonisch erreichbar.
Viele Geräte nutzen 2G-Netz
All diese Handys sind wegen der 2G-Abschaltung spätestens ab 2020 unbrauchbar (BLICK berichtete). Nicht jedoch bei Sunrise. Das Unternehmen hat überraschend eine Kehrtwende gemacht. «Wir haben das vor wenigen Monaten beschlossen», verrät Sunrise-Sprecher Rolf Ziebold auf Anfrage.
Der Grund sind Ampeln, Tram-Weichen und andere sogenannte «Maschine-zu-Maschine-Dienste», die mit Schaltzentralen in Verbindung stehen müssen. All diese Geräte sind immer noch vom 2G-Netz abhängig. «Wir haben zusammen mit unserem Technologiepartner Huawei eine Softwarelösung entwickelt, die es erlaubt, 2G weiter zu betreiben», erklärt Ziebold. Mit dem Nebeneffekt, dass die Kult-Handys am Leben bleiben.
Swisscom schaltet 2G bis Ende 2020 ab
Der Entscheid dürfte die Konkurrenten Salt und Swisscom überrumpeln. Gestern bekräftigte Swisscom-Sprecher Armin Schädeli, dass man «ineffiziente Technologien wie den über 25-jährigen Mobilfunkstandard 2G» bis Ende 2020 abschalten werde.
Wie man das genau tun werde, sei noch nicht bis ins letzte Detail geklärt. «Es wird aber vorerst kein Abbau von Antennenelementen geben. Im Rahmen der ständigen Erneuerung des Mobilfunknetzes kann es sein, dass ältere Hardware durch neue Hardware ersetzt wird», sagt Schädeli weiter.
Das bedeute für Geschäftskunden mit Maschine-zu-Maschine-Diensten knallhart: «Sie können sich nicht mehr ins Mobilfunknetz einwählen.» Die Swisscom werde aber ihre Kunden beim Technologie-Umstieg beraten, heisst in einer schriftlichen Stellungnahme weiter.