Manchmal gibt das Matterhorn einen Körper wieder frei. Der britische «Observer» berichtete am Sonntag über den unglaublichen Fall. Im letzten August fand man am Fuss des Matterhorns die sterblichen Überreste eines Bergsteigers. Untersuchungen ergaben: Es handelte sich um den britischen Bergstier Jonathan Conville (†27) – seit 1979 war er am Matterhorn verschollen.
Air-Zermatt-Chefpilot Gerold Biner (50) war es, der im letzten August bei einem Transportflug zur Hörnlihütte den Körper des verschollenen Engländers sichtete. Auf seiner Kleidung war sein Name eingestickt: Conville.
Doch viele Alpinisten stürzen am Matterhorn ab und bleiben verschwunden. Manche für immer. « Allein zwischen 1951 und 2003 blieben 27 Alpinisten am Matterhorn verschollen», wie Markus Rieder von der Walliser Kantonspolizei sagt. Effektiv sind es mehr Bergsteiger, die nach ihrer Tour am Horu abstürzten und nie mehr auftauchten.
Fünf Spanier sind seit 1976 verschollen
Insgesamt 500 Menschen verloren am «Horu» schon ihr Leben. Bereits bei der Erstbesteigung von 1865 stürzten vier Mitglieder der Seilschaft auf dem Matterhorn beim Abstieg in den Tod. Drei konnten bei einer Bergungsaktion auf dem Matterhorngletscher geborgen werden. Doch einer, Lord Francis Douglas (†18), blieb verschollen.
In Erinnerung ist den Rettern in Zermatt das Unglück einer Bergsteigergruppe aus Spanien. 1976 überraschte ein Schneesturm sieben Alpinisten des Bergsteigerclubs Juventus aus Bilbao. Nur wenig unterhalb des Gipfels kehrten sie um – zwei schafften mit Hilfe eines Bergführers den Abstieg. Die anderen fünf wollten am Berg biwakieren und ihren Abstieg am nächsten Tag fortsetzen, wie die spanische Tageszeitung «El País» damals berichtete. Doch die Bergsteiger aus Spanien wurden nie mehr gesehen und sind seither am Matterhorn verschollen.
Oft findet man nur einen Rucksack
«Manchmal sichten wir aus dem Helikopter einzelne Gegenstände wie einen Rucksack», erzählt Gerold Biner von der Air Zermatt. «Dann wissen wir: Der ist wahrscheinlich von dem abgestürzten Alpinisten aus Polen. Oder wir sichten ein Steigeisen, das wir einem anderen Unfall zuordnen können.» In vielen Fällen bleiben diese Gegenstände am Berg, weil es zu riskant wäre, sie zu bergen. «Und manchmal gibt der Berg nur den Teil eines Körpers frei», wie Biner sagt.
Nur von den fünf verschollenen Spaniern wurde nie wieder etwas gefunden. «Das ist schon komisch», sagt Biner. Denn normalerweise findet man wenigstens einzelne Ausrüstungsgegenstände. Es könnte aber sein, dass die Leichen der Spanier durch starken Schneefall zugedeckt wurden – im September 1976 gab es besonders früh besonders viel Schnee. Vielleicht gibt der Berg die Spanier irgendwann wieder frei – wie im Fall des verschollenen Jonathan Conville. (pin)