Annelies Hubler (88) geht es gut. Deutlich besser als noch im Winter, sagt die Rentnerin am Telefon zu Blick. Seit sieben Jahren lebt sie im Alterszentrum Am Buechberg in Fislisbach AG. Sie freut sich, später am Tag mit anderen Bewohnern in der Cafeteria sitzen zu können.
Das war nicht immer so. 25 Mitbewohner starben im Alterszentrum im Dezember und Januar an Corona. Jene, die verschont blieben, kämpften mit der Einsamkeit. Gemeinsame Aktivitäten der Bewohner waren untersagt, Besuche durften nicht empfangen werden. Hubler blieb vom Virus verschont, musste aus Vorsichtsmassnahmen aber trotzdem fünfmal in Isolation.
Einsame, isolierte Zeiten
Diese Zeit sei schon sehr belastend gewesen, erinnert sie sich. Es blieben nur Telefonanrufe und kleine Spaziergänge. Kontakt nach aussen gab es nur über E-Mail, TV und Radio. Es sei aber auch lehrreich gewesen. «Man musste mit sich selber ins Gericht gehen und realisieren, was einem wichtig ist», sagt die Seniorin.
Ende Januar fand eine stille Gedenkfeier für die Verstorbenen statt. Mit getrockneten Rosenblättern, Herbstlaub, rauchfarbenen E-Kerzen und einer eingerahmten Namensliste gedachte man der Todesopfer. Hubler hofft, dass weder sie noch künftige Generationen eine solche Situation noch einmal ertragen müssen.
Alle, die wollten, sind geimpft
Die Chancen stehen gut. Mittlerweile sind im Heim alle geimpft, die das wollten. Der Effekt sei gewaltig. «Wir dürfen wieder Besuche empfangen, die Cafeteria ist wieder offen», sagt Hubler.
Alles sei entspannter, angenehmer, das Angstgefühl sei weg. «Nach der zweiten Impfung hatte ich zwar einen argen Rheumaschub, und auch andere spürten Nebenerscheinungen. Aber wir wurden in jeder Hinsicht gut behandelt. Und unterdessen geht es den meisten von uns besser bis gut.»
Nun sei man in einer privilegierten Situation, reflektiert die Rentnerin. Während das Virus überall auf der Welt wüte, seien die Bewohner dank der Impfung geschützt. Die Folge: «Das Lächeln der Bewohner ist zurückgekehrt. Das sieht man sogar durch die Maske hindurch.»