Vor zwei Jahren setzt Justin S.* (24) die Tierschutzszene in Aufregung: In Kartonschachteln setzen er und seine Freundin in einem Waldstück bei Happerswil TG rund 150 Hühner aus. Der junge IV-Rentner überlässt die Tiere ihrem Schicksal. In der Hoffnung, dass sie jemand findet und aufnimmt.
Justin S. wuchs das Geflügel über den Kopf
Heute musste sich Hühner-Messie F. deswegen und wegen zahlreicher weiterer Delikte in einem abgekürzten Verfahren vor dem Bezirksgericht Weinfelden TG verantworten. Es ging um insgesamt 22 (!) Anklagepunkte. Über die Hühner sagte er: «Ich konnte nicht so viele Tiere schlachten, der Aufwand wäre zu gross gewesen!» Denn zuvor hat der Beschuldigte schon 62 weitere Federtiere qualvoll geschlachtet. Ohne Betäubung, mit Genickbrüchen und indem er ihnen die Kehlen durchschnitt. «Ich wollte deshalb kein Fleisch mehr essen. Es hat mich geekelt», so Justin S.
Etliche weitere Straftaten begangen
Bloss: In einer früheren Befragung machte er die Aussage, er und sein Hund hätten nun mal gerne Poulet. Vor Gericht kam er nun zum Schluss, dass er mit den Hühnern gescheiter in eine Schlachterei gefahren wäre. «Ich habe sehr viel Kurzschlusshandlungen gemacht», sagt Justin S. dazu.
Tatsächlich blickt F. auf eine eindrückliche kriminelle Laufbahn zurück – sein Strafregister ist seitenlang. Viele neue Delikte kommen nun dazu: Der arbeitsuchende Beschuldigte kiffte Unmengen von Marihuana, stiess seine Ex-Partnerin eine Treppe hinunter, liess sich neun Mal ohne Fahrausweis erwischen. Ausserdem demolierte er einen Radarkasten mit einem Baseballschläger und liess drei Rottweiler in einem verkoteten Zimmer vor sich hinvegetieren. «Ich hatte Illusionen in meinem Kopf, war verwirrt», gibt Justin S. zu Protokoll.
Sein Papa ist ein Mörder
Dann bricht er in Tränen aus: «Mein Vater hat mich falsch erzogen, deshalb habe ich so viele Probleme!» Sohn Kevin wurde im Alter von 15 Jahren Zeuge, wie sein Vater Fabio K.* (†18) mit einem Kopfschuss ermordete. Es ging beim Streit damals um läppische sechs Franken (BLICK berichtete).
Während sein Papa sitzt, bleibt der Junior auf freiem Fuss. Das Gericht verurteilte ihn zu 22 Monaten auf Bewährung, 6000 Franken Geldstrafe sowie 3000 Franken Busse. Seine Probezeit beträgt fünf Jahre.
* Name geändert