20'000 Patienten sind von Arzneimittelinteraktionen betroffen
So gefährlich ist der Medikamenten-Mix

Nimmt man Medikamente ein, die zusammen interagieren, kann das tödlich enden. Trotzdem werden immer wieder solche Kombinationen abgegeben.
Publiziert: 23.11.2019 um 23:54 Uhr
|
Aktualisiert: 24.11.2019 um 00:00 Uhr
1/2
Apotheker sind die letzte Sicherheit: Sie warnen vor gefährlichen Interaktionen.
Foto: Keystone
Cyrill Pinto

Ohne Medikamente wäre die moderne Medizin undenkbar. In Kombination miteinander können die Lebensretter jedoch zur tödlichen Gefahr werden.

Präparate, die miteinander interagieren, dürfen deshalb auf keinen Fall gleichzeitig eingenommen werden. Trotzdem passiert dies regelmässig. Das legen Daten nahe, die der Krankenversicherer Helsana am Freitag veröffentlichte. Er überprüfte seine Abrechnungen auf ­Medikamente, die zusammen abgerechnet wurden – und die miteinander interagieren. Das Resultat: 19'290 Patienten sind von einer potenziellen Arzneimittelinteraktion betroffen. Zum Beispiel das Brustkrebsmittel Tamoxifen: Zusammen mit dem Antidepressivum Paroxetin verliert es seine Wirkung. 82 Helsana-Versicherte bezogen beide Medikamente gleichzeitig.

Laut Studien führt diese Kombination bei zwölf Patientinnen innerhalb der nächsten fünf Jahre zum Tod.

Qualitätsprobleme bei den Leistungserbringern

Die Helsana-Daten zeigen auch: Die gefährliche Abgabe erfolgte in rund 80 Prozent der Fälle vom gleichen Abgabekanal. In 30 Prozent der Fälle war es sogar der gleiche Leistungserbringer, der die gefährliche Kombination verschrieb. «Es sind Qualitätsprobleme bei den Leistungserbringern, die zu klinisch relevanten Interaktionen führen», heisst es im Report.

Der Apothekerverband empfiehlt Patienten, ihre Medikamente alle immer beim selben Apotheker zu kaufen. «Er checkt die Abgabe zur Sicherheit des Patienten und er ist gesetzlich verpflichtet, sich auf dem neusten wissenschaftlichen Stand zu halten.» In Einzelfällen könne es sein, dass ein Medikament nicht wirke und durch ein neues ersetzt wird, das mit dem vorherigen interagieren könne, erklärt Pharma ­Suisse. «Wir weisen den Patienten dann darauf hin, dass er das zuerst verschriebene Medikament nicht mehr einnehmen darf», heisst es bei Pharma Suisse. Bei möglichen Interaktionen wäge der Apotheker immer ab, in welchem Verhältnis der Nutzen mit der Eintretenswahrscheinlichkeit und Schwere der ­potenziellen Interaktion stehe.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?