Der Beitritt wurde in einer kurzen Einleitung und lediglich fünf Artikeln besiegelt. In der Einleitung beschrieben die Verfasser eine Vereinigung, «welche für beyde Theile gleich vortheilhaft und geeignet ist, die seit Jahrhunderten gegenseitig bestandenen freundschaftlichen Verhältnisse durch eine völlige Gemeinschaft der Schicksale und Interessen immer mehr zu befestigen.»
Für die Walliser war der Beitritt Anfang des 19. Jahrhunderts aber nur eine von mehreren Optionen. Davon erzählt die Ausstellung «Passez à l'Acte» in der Mediathek Wallis in Sitten, die von Freitag an bis Ende Oktober zu sehen ist.
Bereits 1252 ging das Wallis mit Bern angesichts der Expansion der französischen Herrscher von Savoyen bis vor die Tore von Sitten ein Bündnis ein, welches gegenseitige Hilfe im Konfliktfall zusicherte.
Während der Reformation ging das Wallis Verträge mit katholischen Kantonen ein, erneuerte aber auch das Bündnis mit Bern. Mit Frankreich wurden im Vertrag von Thonon 1569 die endgültigen Grenzen des künftigen Kantons am oberen Ende des Genfersees festgelegt.
Zudem ging das Wallis mit dem Herzogtum von Mailand ein Bündnis ein, welches die Freiheit des Handels über die Alpenpässe sowie die Sicherheit der Transporte regelte. Dabei zeigte sich das Wallis stets pragmatisch, wenn es darum ging, seine Unabhängigkeit zu wahren.
Auch die politischen, wirtschaftlichen und militärischen Interessen gegenüber seinen mächtigen Nachbarn wurden stets gesichert, wie die Ausstellung in Sitten nachzeichnet. Ein Teil ist der turbulenten Zeit von 1798 bis 1815 gewidmet, in der das Wallis sechs verschiedene Staatsformen innehatte.
Die unabhängige Republik (1802 bis 1810), das französische Departement Simplon (1810 bis 1813) und der sogenannte Übergang (1813 bis 1815) waren nur einige davon. Nach dem endgültigen Fall Napoleons im Juni 1815 drängten die Alliierten Siegermächte das Wallis dazu, der Eidgenossenschaft beizutreten.
Der Bergkanton wählt schliesslich diesen Weg, auch wenn das deutschsprachige Oberwallis lieber zur früheren Ordnung zurückgekehrt wäre. Danach folgt eine schwierige Integration in die Eidgenossenschaft.
Noch heute wird den Wallisern nachgesagt, dass sie anders ticken als der Rest der Schweiz. In den fast 500 eidgenössischen Abstimmungen zwischen 1910 und 2012 stimmte das Wallis bei jeder fünften anders als die Mehrheit, wie aus dem Historischen Lexikon der Schweiz hervorgeht.
Besonders viel beachtet wurde der Ja-Stimmenanteil von 70,1 Prozent - der höchste in der Schweiz - bei der Volksinitiative «Recht auf Leben» von Abtreibungsgegnern. Landesweit legten 1985 nur 30,1 Prozent der Schweizer ein Ja ein.
Umgekehrt war das Wallis der einzige Kanton überhaupt, der 2013 das revidierte Raumplanungsgesetz verwarf und wies auch bei der Zweitwohnungsinitiative 2012 mit 73,8 Prozent den höchsten Anteil von Nein-Stimmen aus.
Obwohl das Wallis sich nach diesen empfindlichen Niederlagen an der Urne unverstanden fühlte, gibt sich die Kantonsregierung zum Jubiläum des Beitritts versöhnlich. Der Gesamtstaatsrat unterzeichnete deshalb vor Ort eine offizielle Deklaration der Erneuerung.
Die in den fünf kurzen Artikeln der Vereinigungsurkunde enthaltene Sichtweise komme den beiden Vertragsparteien noch immer zugute, hielt der Staatsrat darin fest und schloss mit den Worten: «Walliserinnen und Walliser sind heute überaus zufriedene Schweizerinnen und Schweizer.»