20-Tonnen-Zug umgeblasen – MOB-Bähnler staunt über Gewalt von Burglind
«Stürme gab es viele – so etwas noch nie!»

Ein Wintersturm mit Folgen! Im Berner Oberland wurde ein Zug aus der Schiene gehoben, am Pizol im Kanton St. Gallen krachten Bäume auf eine Seilbahn, zahlreiche Lastwagen auf den Autobahnen kippten um. Auch Verkehrsprofis überraschte die Wucht der Sturmböen.
Publiziert: 04.01.2018 um 21:38 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:10 Uhr
Sturm «Burglind» bringt Zug zum Entgleisen
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Acht Verletzte an der Lenk:Sturm «Burglind» bringt Zug zum Entgleisen
Flavio Razzino

Der Wintersturm Burglind sorgte am Mittwoch für Chaos und spektakuläre Unfälle in der Schweiz. So überraschte die enorme Wucht einer Böe am Mittwochmittag den Lokführer der Montreux-Berner-Oberland-Bahn (MOB).

Der vordere Wagen seines Zuges wurde von Burglind zwischen der Lenk und Zweisimmen BE aus der Bahn geworfen. Acht Passagiere haben sich dabei verletzt.

«Stürme gab es viele – so etwas noch nie!»

Mit so einem Ereignis hat die MOB niemals gerechnet, sagt Gabriel Rosetti, Leiter Personenverkehr, zu BLICK. «Stürme gab es viele, aber noch nie ist einer unserer 20 Tonnen schweren Züge vom Wind aus den Schienen gehoben worden», sagt er.

Gabriel Rosetti, Leiter MOB-Personenverkehr.
Foto: Zvg

Je nach Stärke des Windes müsse ein Lokführer das Tempo zwar reduzieren, um einen Zug sicher durch einen Sturm zu lotsen. «Unser Lokführer hat das Tempo auch gedrosselt, die Wucht der Böe konnte er aber nicht erahnen», so Rosetti.

Helikopter fliegen auch bei Sturm

Bei der Rettung der verunglückten Zugpassagiere stand ein Rega-Helikopter im Einsatz. Dass diese bei Sturm fliegen können, sei nur auf den ersten Blick überraschend, sagt Rega-Mediensprecher Adrian Schindler zu BLICK.

«Je nach Situation können Helikopter bei Stürmen durchaus für Rettungen aufgeboten werden. Was es braucht, sind Platz und eine möglichst konstante Windstärke bei der Landung», so Schindler. So könnten Helikopter bei Gegenwind gut, bei Rückenwind überhaupt nicht landen.

Klaus Nussbaumer, CEO Pizolbahnen.
Foto: Pizolbahnen

Auch die Sarganser Pizolbahnen wurden vom Wind überrascht. Noch während die Betreiber die Gondeln in die Garage retten wollten, stürzten Bäume auf die Seilbahn. 

Noch keine Sturm-Bilanz am Pizol

25 Personen, die auf dem Weg in die Talstation waren, mussten aus luftiger Höhe aus den Gondeln evakuiert werden. «Noch haben wir kein vollständiges Bild von den Sturmschäden an der Bahn», sagt Klaus Nussbaumer, CEO der Pizolbahnen AG.

Wie ein morscher Baum umgekippt: Waggon der MOB nachdem Burglind ihn heimsuchte.
Foto: Keystone

Am Donnerstag blieben die Anlagen geschlossen, um die Strecke und den Waldbestand zu kontrollieren. Das Gebiet wurde mit Helikoptern abgeflogen, um sich einen Überblick über die Situation in den umliegenden Wäldern zu verschaffen, schreiben die Pizolbahnen in einer Mitteilung. 

Nach dem auch die Bahntechnik der betroffenen Anlagen überprüft wurde und keine nennenswerte Schäden zu Tage kamen, könne der Bahnbetrieb ab Freitag wieder aufgenommen werden. 

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