Er lag noch im Bett, als die Polizei ihn holte. Am Freitag vor einer Woche wurde Sanko D. *(61) aus Däniken SO verhaftet. «Sie nahmen ihn gegen neun Uhr fest», sagt Tochter Dragana L.* (37).
«Mein Vater hatte vor drei Jahren einen Schlaganfall. Seit einem Jahr wohnt er deshalb bei mir. Die Polizei hat meine ganze Wohnung durchsucht und uns beide auf dem Posten befragt», erzählt die Fabrikarbeiterin.
Drei Stunden nach dem Verhör lassen die Ermittler Sanko D. frei. Weitere drei Stunden später holen sie ihn wieder ab, seither sitzt er in U-Haft.
Zeitgleich wird auch Taxifahrer Demir H.* (49) aus Oberentfelden AG verhaftet. «Ein Polizist rief mich an und sagte mir, dass er nicht mehr zur Arbeit komme», sagt Erkan Cöcelli (30), Chef von City Taxi Aarau.
Mordfälle sind 20 Jahre her
Die beiden Serben sind Tatverdächtige in zwei mysteriösen Mordfällen, die vor bald zwanzig Jahren geschahen. Und bis jetzt nicht geklärt werden konnten.
1993 wurde Hans Adolf N.* (80) in der Nacht auf den 1. August in einem Zweifamilienhaus in Dulliken SO überfallen und ausgeraubt. Der Rentner wurde schwer misshandelt und erstickt.
1994, in der Nacht auf den 10. Dezember, starb im Oltner Kolpinghaus Alfred V.* (51). Sein lebloser Körper war nach einem Brand in der Pension gefunden worden. Die Ermittler gingen damals schon von Brandstiftung aus. Und heute glauben sie, dass zwischen den beiden Taten ein Zusammenhang besteht.
Welche neuen Erkenntnisse so viele Jahre nach den Morden auf die Spur von Sanko D. und Demir H. geführt haben – dazu sagt die Staatsanwaltschaft Solothurn nichts. «Mich hat man gefragt, ob ich irgendetwas über den Mord in Dulliken wisse. Meinen Vater hingegen befragten sie zu dem Brand in Olten», erzählt Dragana L.
Auch über die Verbindung zwischen ihrem Vater und dem anderen Mordverdächtigen muss Dragana L. der Polizei Auskunft geben. «Mein Vater kennt Demir H. aus unserem Heimatdorf in Serbien. Man sieht ihn dort auch immer wieder in den Ferien. Abgesehen davon kannten sie sich meiner Meinung nach nicht wirklich gut.»
Dragana L. kann sich nicht vorstellen, dass ihr Vater etwas mit den Morden zu tun hat. «Er hat schon lange Probleme mit dem Rücken, ist IV-Rentner. Wie könnte er da so etwas Schreckliches machen? Ich bin mir sicher, dass er es nicht war.»
Mindestens drei Monate Untersuchungshaft
Allerdings war Sanko D. schon nach dem Raubmord von Dulliken ein paar Tage in U-Haft. «Seitdem hat uns die Polizei aber in Ruhe gelassen. Und plötzlich wird er nach so vielen Jahren wieder verhaftet. Das kann doch nicht wahr sein!» Die Tochter ist entsetzt.
Geschockt ist auch der Chef von Demir H. «Er ist ein ruhiger Mann. Ich habe nie gesehen, dass er irgendwelche Probleme macht», sagt Cöcelli. «Er war als Taxifahrer immer sehr zuverlässig und freundlich. Es ist unglaublich, dass er etwas mit den Morden zu tun haben soll.»
Die beiden Serben streiten laut Staatsanwältin Sabine Husi jede Beteiligung an den Morden ab. Sie sind für mindestens drei Monate in Untersuchungshaft.