Billig-Airline lässt 170 Kreta-Reisende in Basel hängen
«Dann gehen wir eben zelten»

Albtraum für 170 Passagiere, die am Samstag nach Kreta in die Ferien fliegen wollten: Sie müssen seit Tagen in einem Hotel in Basel ausharren – ohne Infos der Airline.
Publiziert: 23.07.2018 um 12:27 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 17:56 Uhr
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Bei der Airline Small Planet herrscht Chaos.
Foto: Picasa
Roman Rey

So haben sie sich ihre Ferien nicht vorgestellt: Statt am Strand in Kreta zu liegen, müssen Kilian Gerber* und seine Familie ihre Zeit in einem Flughafen-Hotel in Blotzheim (FR) totschlagen. Eigentlich hätten sie am Samstag um 14.25 Uhr am Euroairport abheben sollen. Doch die litauische Billig-Airline Small Planet verschob den Flug erst wegen eines technischen Defekts – und sagte ihn schliesslich ganz ab.

Bis heute, zwei Tage später, wurde kein Ersatzflug organisiert. «Bei der Fluggesellschaft ist niemand erreichbar», sagt Gerber zu BLICK. «Wir wissen nicht, ob wir überhaupt noch nach Kreta fliegen können». Für heute Morgen wäre eigentlich ein Flug angekündigt gewesen.

Bitter ist der Vorfall auch für Jennifer Kuhn (23) und Eveline Blum (24). «Wir wären sieben Tage in Kreta gewesen», sagt Kuhn zu BLICK. «Jetzt müssen wir halt in der Schweiz bleiben». Blum erwägt gar, diese Woche noch arbeiten zu gehen – da man sie beim Job gut brauchen kann.

170 Betroffene in drei Hotels untergebracht

Der Euroairport bestätigt gegenüber BLICK, dass die Maschine am Samstag wegen eines technischen Problems am Ausgangsort nicht in Basel angekommen sei. «Zunächst hat die Airline den Flug auf den darauffolgenden Tag umgeplant, danach annulliert», sagt Sprecherin Vivienne Gaskell. Es handle sich um rund 170 Passagiere, die seit Samstag in drei Hotels untergebracht seien. Die Kosten für Übernachtungen und Mahlzeiten würden vollumfänglich von der Airline übernommen.

«Laut unserer Erfahrung ist ein solcher Fall am Euroairport selten», sagt Gaskell. «Es tut uns leid für die Passagiere, die sich auf Ihren Urlaub freuen und leider durch ein technisches Problem mit dem Flugzeug nicht wegfliegen konnten».

Heute um 6.30 Uhr fanden sich die Gäste wie gebeten beim Hoteleingang ein. Doch statt eines Busses zum Flughafen fanden sie nur ein englisches Schild der Airline vor: Auch die Busfahrt ist abgesagt. Man solle auf weitere Informationen warten, die etwa 14 Uhr folgen würden. Dieses wurde am Mittag aber auch wieder entfernt. «Das geht nun schon seit drei Tagen so», sagt Gerber frustriert.

«Absolute Katastrophe! Da stimmt was nicht!»

«Einige von uns haben nur eine Woche Ferien in Kreta eingeplant», sagt Gerber. Die ohnehin schon kurzen Ferien verkürzen sich mit jeder weiteren Stunde. «Einige sind heute Morgen frustriert wieder nach Hause.»

Die Schweizer Touristen sind nicht die einzigen. Auch Deutsche, die am Samstag mit Small Planet von Hamburg nach Kreta reisen wollten, stecken fest und berichten von ähnlichen Vorfällen. Der Titel eines Eintrags auf der Reisewebsite «Tripadvisor» von gestern zum Fall lautet: «Warnung! Absolute Katastrophe! Da stimmt was nicht!»

Kilian Gerber und seiner Familie bleibt nichts anders übrig, als im Hotel auszuharren und auf weitere Informationen zu warten. Er geht vom Worst Case aus: «Ich glaube nicht mehr daran, dass wir nach Kreta kommen. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob wir unser Geld zurückerstattet bekommen.» Vom warten im Hotel hat er genug: «Dann gehen wir ein paar Tage zelten.» Auch die anderen haben genug: Als die versprochene Info der Airline ausbleibt, löst sich die Gruppe auf, die Leute gehen nach Hause.

Nicht das erste Mal

Die Billigfluglinie Small Planet sorgt diesen Sommer nicht zum ersten Mal für Schlagzeilen. Anfang Juli warteten 160 Passagiere in Graz (A) zwei Tage auf ihren Flug nach Rhodos. Der Grazer Flughafen-Direktor Gerhard Widmann sagte damals zu heute.at: «Verspätungen gibt es immer wieder, aber in dieser Dimension haben wir das noch nie erlebt.» Der Flughafen habe sich bemüht, Unterkünfte für die gestrandeten Passagiere aufzukommen, aber Small Planet habe sich geweigert, die Kosten dafür zu übernehmen.

*Name  geändert

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