15. Dezember 2010, Seefeld ZH: Psychoanalytikerin Ana Maria M. (†56) wurde in ihrer Praxis erstochen
«Es roch nach Blut – wie in einer Metzgerei»

Der Mord an der Psychoanalytikerin Ana Maria M.* (†56) beschäftigt auch zehn Jahre nach der Tat. Der Mörder ist noch immer nicht gefasst. Die Erinnerungen an die Horrortat bleiben bei Nachbarn bis heute.
Publiziert: 12.12.2020 um 00:35 Uhr
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Aktualisiert: 14.12.2020 um 21:43 Uhr
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Die Psychoanalytikerin Ana Maria M. (†56) wurde am 15. Dezember 2010 in ihrer Praxis an der Wildbachstrasse 66 im Zürcher Seefeld erstochen.
Foto: zvg
Viktor Dammann, Michael Sahli, Ramona Schelbert, Nicolas Lurati

Die Zürcher Polizei setzte alle Hebel in Bewegung. Ordnete erstmals in der Schweizer Kriminalgeschichte einen DNA-Massentest an. Liess von 400 Männern Proben nehmen. Es brachte alles keinen Fahndungserfolg. Der Mörder von Psychoanalytikerin Ana Maria M.* (†56) konnte bis heute nicht geschnappt werden.

Und so rätseln die Ermittler auch zehn Jahre danach weiter: Wer ist der Mystery-Mörder, der die Psychoanalytikerin am 15. Dezember 2010 in ihrer Praxis an der Wildbachstrasse im Zürcher Seefeld erstochen hatte? Wer ist der Mann, der fünf Jahre danach auf den Tag genau in Laupen BE das Ehepaar Georges S. (†74) und Frau Gerda K. (†64) ermordete? Der bis heute auf freiem Fuss ist. Zu Laupen hatte Ana Maria M. scheinbar keinen Bezug. Ausser, dass sie in den 90er-Jahren in Ostermundigen BE, rund 25 Kilometer von Laupen entfernt, gelebt hatte.

«Man macht sich Gedanken, ob man etwas übersehen hat»

Am nächsten Dienstag werden seit der Tat im Seefeld zehn und seit der Tat in Laupen fünf Jahre vergangen sein. Das bereitet auch den zuständigen Ermittlern Sorgen. Schlägt derselbe Täter nochmals zu? «Ich hoffe es natürlich nicht», sagt der für den Seefeld-Mord zuständige Staatsanwalt Matthias Stammbach. «Wenn mehrere Tötungsdelikte am gleichen Datum im Abstand von mehreren Jahren begangen werden, bietet dies Anlass zu Spekulationen.»

Bis heute lassen die Mystery-Morde ihn nicht los: «Man macht sich Gedanken darüber, ob man etwas übersehen hat, überlegt sich, was abgesehen von der DNA das verbindende Element der beiden Delikte ist. Wenn wir diese Verbindung hätten, könnten wir den Fall wohl lösen.» Die Hoffnung der Ermittler: neue Möglichkeiten bei der Analyse der gefundenen DNA-Spuren.

«Sie war eine zuvorkommende, attraktive Frau»

Daniel Epstein (71) ist eine der 400 Personen, die im Seefeld-Fall eine DNA-Probe abgeben mussten. Er kannte Ana Maria M. Epstein sagt, sie sei eine sehr angenehme, zuvorkommende Frau gewesen. Er war damals Mieter des zweiten Stockwerks an der Wildbachstrasse. Das Büro rechts in der Etage hatte er an die Psychoanalytikerin untervermietet: «Sie hatte dort unter anderem Pikettdienst für eine Asylorganisation», erinnert er sich heute.

Epstein hatte das Opfer am Tag der Tat nicht gesehen: «Ich erfuhr erst am Tag darauf, was geschehen war. Ein Freund erzählte mir, dass eine Psychiaterin im Haus, wo ich mein Büro habe, am Vorabend ermordet worden sei. Erst dann wurde mir bewusst, dass es sich um Ana Maria handelt.»

Martin Diggelmann (64) wohnt auch heute noch im Haus, wo Ana Maria M. ihr Leben lassen musste. An jenem 15. Dezember habe er einen anstrengenden Tag gehabt, erinnert sich der ehemalige Stadt-Angestellte. «Als ich nach Hause kam, erschrak ich. Es war glaube ich kurz vor 21 Uhr.» Etliche Polizisten seien vor Ort gewesen. «Als ich ins Haus kam, roch es nach Blut – wie in einer Metzgerei.»

Die Angelegenheit habe ihn damals stark mitgenommen, erzählt Diggelmann: «Ich hatte so was wie ein Burn-out. Ich war total durcheinander.»

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