15 Bussen in einem Jahr
Zu fleissig! Polizist gefeuert

Da diverse Beschwerden bei der Gemeinde eingegangen sind, ist nun der übereifrige Gemeindepolizist Krauth «per sofort freigestellt», verkündete der Gemeinderat.
Publiziert: 04.04.2012 um 22:05 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 21:08 Uhr
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Gerald Krauth muss seine Polizeiuniform abgeben. «Aber die Freistellung geschah im gegenseitigen Einvernehmen!»
Foto: Stefan Bohrer
Von Adrian Schulthess

Er habe doch nur pflicht­bewusst seinen Job gemacht, sagt Gerald Krauth (46), bis vor einigen Tagen Gemeindepolizist in Oberdorf BL. «Die Verkehrssicherheit lag mir halt am Herzen», erklärt er. «Wenn einer falsch auf dem Trottoir steht, reichen Verwarnungen irgendwann nicht mehr.»

Hauptberuflich arbeitete Krauth als Sicherheitsagent. Vor zweieinhalb Jahren zog er aus Basel nach Oberdorf. Den Zehn-Prozent-Job als Dorfpolizist für die 2341 Einwohner übernahm er im Oktober 2010. 15 Bussen habe er in den letzten zwölf Monaten ausgestellt, sagt Krauth. «Die meisten wegen ordnungswidrigen Parkierens. Es gibt sehr viele Kinder in Oberdorf. Und an gewissen Stellen wird es zu gefährlich, wenn das Trottoir verstellt ist», sagt Krauth. Fünf weitere Bussen habe er «auf Zusehen hin» zurückgenommen.

Die Uniform wird Krauth in den nächsten Tagen abgeben. Der Gemeindepolizist sei «per sofort freigestellt», verkündete der Gemeinderat in der «Oberbaselbieter Zeitung». Ohne Begründung.

«Damit wieder Ruhe im Dorf einkehrt, entliessen wir Herrn Krauth per sofort», sagte Gemeindepräsident Ewald Fartek (67, FDP) zur «Basler Zeitung». Der Dorfpolizist sei «übereifrig» gewesen. 25 Beschwerden seien bei der Gemeinde eingegangen. Und: «Wenn man mit Funkgerät und Klappmeter den Dienst antritt, ist das unverhältnismäs­sig.»

Zu BLICK sagt der Gemeindepräsident: «In der Sache ist alles schon gesagt.»

Krauth wehrt sich: «Ich hatte doch nie ein Funkgerät», sagt er. «Wenn ich unterwegs war, habe ich mich bei der Polizeizentrale in Liestal jeweils an- und wieder abgemeldet. Ganz normal per Handy.» Erst im Oktober habe ihm die Gemeinde «ein Bomben-Arbeitszeugnis» ausgestellt.

«Natürlich ist es nicht immer einfach, die Leute auf ihre Fehler hinzuweisen. Niemand bekommt gerne Bussen», sagt der Ex-Gemeindepolizist. «Man hat mir auch schon vorgeworfen, ich sei arrogant.» Am meisten ärgert ihn aber die Formulierung im Amtsblatt. «Da steht ja nur, dass ich per sofort freigestellt sei. Das klingt, als hätte ich irgendeinen Riesenfehler gemacht.»

Trotz der Entlassung will Krauth weiter in Oberdorf bleiben. «Ich habe Anfang März sogar für den Gemeinderat kandidiert», sagt Krauth. «Immerhin 26 Stimmen habe ich geholt. Es gibt offensichtlich doch einige Oberdörfer, die auf meiner Seite stehen.»

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