Asylsuchende aus Eritrea sollen keinen Flüchtlingsstatus mehr erhalten. Das fordert der Luzerner CVP-Regierungsrat Guido Graf von Sommaruga. Der Bund und die meisten anderen Kantone können damit wenig anfangen. Anders tönt es in Online-Foren: Die Kommentare gegenüber Eritreern sind gehässig.
«Ich kann nachvollziehen, dass die Schweizer Mühe haben, dass viele Eritreer in der Schweiz Asyl beantragen. Die fehlenden sachlichen Informationen zu den Gründen führen leider oft zu Vorurteilen und Aversionen», sagt Tesfalem Yemane. Der 31-Jährige ist selber vor sieben Jahren aus der Diktatur geflüchtet, damit er nicht bis auf unbestimmte Zeit dem National Service dienen muss.
Heute lebt er in Luzern, wo er als Dolmetscher arbeitet und guten Kontakt zu Schweizern hat. Darum kennt er auch die unterschiedlichen Mentalitäten. «Zur Verständigung ist es wichtig, aufeinander zuzugehen. Das gilt natürlich für beide Seiten», sagt er. Dass viele Eritreer isoliert leben, hat seines Erachtens nicht nur mit Traumatisierung zu tun.
«In einer Diktatur werden Leute dazu erzogen, passiv zu sein. Das ist in der Schweiz zum Glück komplett anders. Dass hier beruflich und sozial Eigeninitiative gefragt ist, überfordert aber anfänglich viele.»
Die aktuellen Negativ-Schlagzeilen setzen auch Sennait Abraham aus Kriens zu. «Meine Arbeitskolleginnen zeigen mir fast jeden Tag die Zeitung mit einem Bericht, in dem es um Asylsuchende aus Eritrea geht. Die Berichterstattung ist immer problematisch – das ist für mich kein gutes Gefühl», sagt die 25-Jährige, die seit zwei Jahren im Vollpensum bei der Bäckerei der Bachmann AG in Luzern arbeitet.
Auch Sennait ist mit 18 Jahren über das Mittelmeer nach Lampedusa vor dem drohenden Militärdienst geflüchtet. Jetzt hat sie es geschafft und steht in Luzern auf eigenen Beinen. Zumindest finanziell. «Ich würde gerne mehr Kontakt mit Leuten von hier haben. Aber weil ich mich oft unsicher fühle, habe ich noch nicht herausgefunden, wie ich das machen kann.»
Dass die Luzerner Regierung die generelle Abschaffung des Flüchtlingsstatus für Eritreer fordert, können weder Tesfalem noch Sennait nachvollziehen. Dennoch sind sie zuversichtlich. «Kein Mensch nimmt aus Spass eine so gefährliche Flucht auf sich. Wir vertrauen darauf, dass die Luzerner die Polemik richtig einordnen: Es geht um Menschen in Not. Und nicht um Geld oder Politik.»