Der neue Mobilfunkstandard 5G spaltet die Gemüter. Die Wirtschaft pocht auf eine möglichst schnelle Einführung des hyperschnellen Netzes. Teile der Politik und besorgte Ärzte wehren sich gegen eine Erhöhung des Strahlengrenzwerts. In verschiedenen Kantonen wurde bereits ein 5G-Moratorium gefordert oder gar beschlossen.
Doch jetzt machen die 5G-Gegner auch national ernst: Sie lancieren eine Volksinitiative «Für einen gesundheitsverträglichen und stromsparenden Mobilfunk». Heute wurde der Initiativtext im Bundesblatt veröffentlicht, damit werden ab sofort Unterschriften gesammelt. Hinter der Initiative steckt ein Bürgerkomitee.
Strahlung vermindern
Das Volksbegehren will den Ausbau des 5G-Netzes stoppen. So verlangt die Initiative, dass die heute geltenden Anlagegrenzwerte bezüglich nichtionisierende Strahlung «nicht erhöht werden dürfen, auch nicht infolge neuer Messverfahren».
Zudem wollen die Initianten die Versorgung mit Mobilfunk und Internet aufteilen – und zwar in draussen und drinnen. Die Leistung von Mobilfunksendern und drahtlosen lokalen Netzwerken soll deshalb herabgesetzt werden, so «dass die Immissionen die Gebäudedämpfung nicht mehr durchdringen». Im Gebäudeinneren sollen die Daten funkfrei durch Glasfaser- oder Koaxialkabel übertragen werden.
«Zwangsbestrahlung» verhindern
«Diese Trennung ist der Kern unserer Initiative», sagt Ursula Niggli (67) vom Initiativkomitee. «Das Handy würde man – mit einer massiv reduzierten Funkstrahlung – in der Regel nur noch draussen benutzen. Drinnen hingegen müsste man auf das Handy verzichten und auf das Festnetz zurückgreifen oder über den Computer telefonieren.»
Wer das Handy in den eigenen vier Wände benutzen wolle, könne einen eigenen Empfänger installieren, wenn dadurch die Nachbarn nicht beeinträchtigt würden, so Niggli.
Viele Menschen und Tiere würden aufgrund der Strahlung unter gesundheitlichen Schäden leiden, sagt die Schaffhauserin, die sich in ihrem Buch «Land im Strahlenmeer» mit der Problematik befasst hat. Ihr Ziel ist klar: «Wir wollen die Zwangsbestrahlung der Bevölkerung beenden!»
Elektronikfreie ÖV-Plätze
Dazu sieht die Initiative noch weitere Massnahmen vor. So müssten Nicht sichtbare Sendestationen sollen zudem markiert werden. Auch die Anbieter sollen an die Kandare genommen werden: Neue oder leistungsstärkere Anlagen dürfen nur installiert werden, wenn die Einwohnerschaft «in einem Umkreis von 400 Metern eine schriftliche Einwilligung» gibt.
Doch die Initiative fordert noch mehr: So soll in allen öffentlichen Verkehrsmitteln eine Gruppe gekennzeichneter Sitzplätze zur Verfügung zu stellen, an denen die Verwendung elektronischer Geräte untersagt ist.
Zudem sollen in öffentlichen Gebäuden wie Kindergärten, Schulen und höheren Bildungseinrichtungen, Kommunalgebäuden sowie Spitälern, Alters-, Behinderten- und Pflegeheimen Räumlichkeiten frei von elektromagnetischer Strahlung eingerichtet werden.
Und schliesslich soll der Bund eine Aufklärungskampagne starten, um die Bevölkerung via Schulen und Spitäler «umfassend über die Gesundheitsgefährdung durch nichtionisierende Strahlung, mögliche Schutzvorkehrungen und die Symptome einer Elektrosensibilität» zu informieren.