Zum ersten Mal legen sie ihre Bücher offen
Bauern-Politiker zeigen, wieviel sie vom Staat bekommen

Im Parlament gehören die Bauern zu den raffiniertesten Lobbyisten. In dieser Session schafften sie es, dass die Landwirtschaft gänzlich vom Sparpaket verschont bleibt. Dass sie deswegen als Abzocker gelten, stört jedoch viele.
Publiziert: 21.06.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 17:28 Uhr
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30'000 Franken (Anteil Bruttoertrag Landwirtschaft: 30%): Heinz Siegenthaler (NR, BDP), Rüti bei Büren BE. Zu Siegenthalers Ackerbaubetrieb gehören 17 ha Land. Er produziert Zuckerrüben, Sonnenblumen zur Ölgewinnung, Raps, Eiweisserbsen, Weizen und Körnermais. Der Betrieb ist so ausgerichtet, dass dem BDP-Politiker genügend Zeit für die Politik bleibt und er keine Angestellten braucht.
Foto: Sabine Wunderlin und Peter Mosimann
Von Joël Widmer, Florian Imbach

Auf SonntagsBlick-Anfrage geben darum neun der zwölf aktiven Bauern im Parlament genau Auskunft, welche Direktzahlungen sie erhalten. Bauernverbandspräsident Markus Ritter (48) etwa erhielt im letzten Jahr 85018 Franken und fünf Rappen: «Wir sind keine Abzocker.» Als Bauer mache man sicher nicht das grosse Geld. «Das weiss man auch. Mit den Direktzahlungen geht die Rechnung gerade so auf», so Ritter.

Alle befragten Bauern stimmen ihm zu und verweisen auf hohe Kosten und tiefe Preise für ihre Produkte. Urs Schläfli (51) beispielsweise: «Mein Arbeitsverdienst mit der Landwirtschaft war 26000 Franken bei einem Arbeitspensum von 50 Prozent.» Ohne den Staat hätte er 4000 Franken Verlust gemacht. Andreas Aebi (56) pflichtet ihm bei: «Die landwirtschaft­lichen Produktpreise und die Löhne stimmen nicht mehr überein.»

2,8 Milliarden Franken verteilte der Bund letztes Jahr, 52000 Franken erhielten die Parlaments-Landwirte durchschnittlich.

Bauer Ritter sagt: «Jeder Beitrag steht für ganz konkrete Leistungen. Diese müssen auch schriftlich nachgewiesen werden.» Ritter erhält zum Beispiel 2020 Franken und 80 Rappen dafür, dass er die Gülle nicht konventionell verspritzt, sondern mit dem Schleppschlauch aufbringt. So kommen weniger Schadstoffe in die Luft.

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