Erdogan führt sein Land mit härtester Hand. Die Herrschaft allein nach innen reicht dem türkischen Präsidenten aber nicht. Er will ein mächtiger Mitspieler auf der grossen Bühne sein. Und das gelingt ihm mit dem miesen Spiel, das er gegenwärtig treibt.
Er provoziert, wo er kann. Lässt den deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel einsperren. Beleidigt Deutschland mit Nazi-Vergleichen. Verfolgt Landsleute bis ins Ausland. Und droht bei jeder Gelegenheit: Wenn Europa nicht nach meiner Pfeife tanzt, öffne ich die Flüchtlingsschleuse.
Jetzt lässt er seine Minister ausschwärmen, damit sie ihm die Stimmen der Ausland-Türken für seine Alle-Macht-für-mich-Reform beschaffen. Diese würde ihn auf demokratischem Weg definitiv zum Undemokraten machen.
Freiheit auch für Provokateure
Die «Diktatur on tour» will nun auch bei uns haltmachen. In Deutschland wurden Auftritte abgesagt, in den Niederlanden verboten – wie soll die Schweiz sich verhalten?
Wir dürfen nicht auf Erdogans Spiel hereinfallen. Ein Verbot käme ihm gelegen, denn die Schweiz würde sich dann ähnlich unfreiheitlich verhalten wie er selbst. Solange sie unsere Gesetze respektieren, sollte für seine Provokateure die Meinungs- und Äusserungsfreiheit gelten. Und für die Polizei kann es kein Ding der Unmöglichkeit sein, ein Hotel in Opfikon notfalls weiträumig abzusperren.
Keine türkischen Verhältnisse
Alleine die Möglichkeit, dass Kurden und Erdogan-Türken aufeinander losgehen könnten, darf nicht zur Kapitulation unserer Werte führen. Lassen wir es zu, könnte bald schon jede halbwegs konfliktreiche Veranstaltung in der Schweiz verboten werden. Das wären dann türkische Verhältnisse. Und die kann kein Demokrat erstrebenswert finden.