Zürich sanktioniert sexistische Baufirma
«Der Chef weiss, wie abfiggen geht»

Sie veröffentlichte ein Mitarbeitermagazin, das an Sexismus fast nicht zu übertreffen ist. Jetzt droht der Kanton Zürich der Baufirma Agir AG: Noch einmal ein solcher Verstoss gegen das Gleichstellungsgesetz, und die öffentlichen Aufträge sind weg.
Publiziert: 09.11.2018 um 19:38 Uhr
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Aktualisiert: 14.11.2018 um 22:45 Uhr
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Die Agir AG erhält immer wieder öffentliche Aufträge. So ist sie unter anderem an Bauarbeiten am Flughafen Zürich beteiligt.
Foto: Keystone

Nackte Haut, schlüpfrige Anspielungen und herablassende Kommentare über Angestellte: Das Mitarbeitermagazin der Baufirma Agir AG aus Affoltern am Albis war an sexistischen Inhalten fast nicht zu übertreffen. Das Magazin kommt daher wie ein billiges Sexheftli.

Unter anderem wisse der Chef wirklich, «wie abfiggen geht», erfährt der Leser des Mitarbeitermagazins. Dieser Spruch steht neben einem Bild eines abgefahrenen Pneus und einem Frauenhintern. Die Schlussfolgerung des sauglatten Bauunternehmers: «Beides Cellulite-frei!».

Ausflug ins Hamburger Rotlichtviertel

In einem Bericht über einen Skitag wird die Organisatorin aufgefordert: «Wenn schon piepen, dann eine veritable Peep-Show, bitte.» Offenbar war auf der Car-Reise ständig ein Piepton zu hören gewesen. Zudem schwärmen Mitarbeiter vom Betriebsausflug ins Hamburger Rotlichtviertel. Und zu einem Bericht über eine Kiesgrube wurde eine leicht bekleidete Frau mit Schaufel montiert. Der Spruch dazu: «Überall am Lochen!»

Jetzt massregelt die Zürcher Baudirektion die Firma wegen sexistischer Kommunikation. Laut «Tages-Anzeiger» hat es dem Unternehmen mit Sanktionen gedroht, falls es sexistische und geschlechterdiskriminierende Aktionen wiederholt.

Baufirma verteidigt sich: «Heute wird so alltäglich gesprochen»

Die Agir AG erhält immer wieder öffentliche Aufträge, unter anderem baute sie die Limmattalbahn mit. Und so darf die Firma im eigenen Mitarbeitermagazin nicht einfach tun und lassen, was sie will: Unternehmen, welche öffentliche Aufträge annehmen, müssen sicherstellen, dass der Grundsatz der Gleichbehandlung von Mann und Frau eingehalten wird.

Übrigens: Nachdem der Sexismusvorfall im Sommer publik wurde, nahm die Firma die Mitarbeiterzeitschrift vom Netz. Nicht aus Einsicht, sondern aus Zwang. So sagte Mitinhaber Hans-Martin Meyer im «Tages-Anzeiger», dass das Heftli mit Sexismus nichts zu tun habe und auch das Gleichstellungsgesetz nicht verletzt werde. Der Spruch mit dem «Abfiggen» sei aber wohl etwas gewöhnungsbedürftig. Seine Verteidigung: «Heute wird so alltäglich gesprochen.» (vfc)

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